Wissenschaftler: Meeresspiegel wird noch mehrere Jahrhunderte steigen

Wissenschaftler: Meeresspiegel wird noch mehrere Jahrhunderte steigen

Berlin (epd). Der Meeresspiegel wird nach Angaben von Experten selbst nach dem Stopp der Erderwärmung noch mehrere Jahrhunderte weitersteigen. Das sagte der Ozeanograph Detlef Stammer, Direktor des Centrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg, am Mittwoch in Berlin. Es dauere etwa 1.000 Jahre, bis sich der tiefe Ozean an eine neue Atmosphäre anpasse, betonte er. "Wir haben es in der Hand, ob der Meeresspiegel immer schneller und extremer steigen wird - oder ob er gebremst werden kann."

Meeresbiologe Hans-Otto Pörtner, der auch Experte des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ist, betonte, dass Veränderungen der Ozeane sowie etwa schrumpfende Eisschilde in Grönland und der Antarktis sich auf das Leben aller auswirkten - durch Wetterextreme und Klima, Gesundheit und Kultur, die Versorgung mit Nahrung und Wasser.

Die Experten äußerten sich im Vorfeld eines neuen Sonderberichts des Weltklimarats, der am 25. September zum Thema "Ozean und Kryosphäre im Klimawandel" vorgestellt wird. Glaziologin Angelika Humbert vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung sagte: "Welche Küstenregionen der Erde künftig noch bewohnbar sein werden, hängt vor allem davon ab, wie stark die Eismassen Grönlands und der Antarktis abnehmen werden."

Der aktuelle Forschungsstand zeige sicher, dass die Eisschilde an Masse verlören - und dass sich dies in Zukunft noch beschleunigen werde. Entscheidend sei nun, dass die Erwärmung von Ozean und Atmosphäre begrenzt werde. Dafür müsse der Ausstoß von Treibhausgasen real sinken.

Ozeanograph Stammer fügte hinzu, der neue Sonderbericht des Weltklimarats werde Politikern wichtige Grundlagen liefern, um die zunehmenden Risiken durch Sturmfluten besser einschätzen zu können. Er wies zugleich auf ein anderes Problem hin. So bräuchten Millionenmetropolen Wasser und dieses werde in der Regel aus dem Boden gepumpt. Deshalb komme es zum Absinken von Megastädten. So sei Tokio bereits um vier Meter abgesunken. In New York werde sogar über einen Rückzug Manhattans in den nächsten hundert Jahren nachgedacht. Die niederländische Küste sei indes sehr gut gesichert durch Deiche, die gebaut und erhöht werden könnten.

Jüngst hat Indonesien entschieden, seine Hauptstadt auf die Insel Borneo zu verlegen. Als Grund wurde genannt, dass Jakarta mit seinen mindestens zehn Millionen Einwohnern nicht nur von Smog und Staus geplagt, sondern auch regelmäßig von Überschwemmungen heimgesucht werde. Fachleuten zufolge gehört Jakarta nicht zuletzt wegen unkontrollierter Entnahmen des Grundwassers zu den am schnellsten sinkenden Megastädten weltweit.