Brasilien lehnt Soforthilfe der G7-Länder für Amazonien ab

Brasilien lehnt Soforthilfe der G7-Länder für Amazonien ab

Berlin, São Paulo (epd). Brasilien hat die von den G7-Staaten angebotene Hilfe im Kampf gegen die verheerenden Waldbrände zurückgewiesen. Das Geld sei für die Aufforstung europäischer Wälder nützlicher, sagte der brasilianische Kabinettschef Onyx Lorenzoni laut der Tageszeitung "Folha de São Paulo" am Montagabend (Ortszeit). Hilfe aus Israel hat Brasilien dagegen akzeptiert. Das Land will ein Löschflugzeug und weitere Geräte zur Brandbekämpfung schicken.

Der brasilianische Verteidigungsminister Fernando Azevedo da Silva sagte, Brasilien sei kein Land "außer Kontrolle". 44.000 Soldaten seien im Einsatz, um die Feuer in der Amazonas-Region zu bekämpfen. Die G7-Staaten hatten auf ihrem Treffen im französischen Biarritz 20 Millionen Euro Soforthilfe zugesagt. Damit sollen vor allem Löschflugzeuge finanziert werden, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Der brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro warf Macron vor, den Amazonas zu nutzen, um seine eigene Politik zu machen. "Wir können nicht hinnehmen, dass Präsident Macron unangebrachte Angriffe auf das Amazonasgebiet fährt und seine Absichten hinter einer 'Allianz' der G7-Staaten zur 'Rettung' des Amazonasgebiets versteckt, als ob wir eine Kolonie oder ein Niemandsland wären", schrieb er auf Twitter. Die Souveränität anderer Länder zu akzeptieren, sei das mindeste. Auch Kabinettschef Lorenzoni griff Macron an. Frankreichs Präsident habe nicht einmal ein Feuer in einer Kirche, die Weltkulturerbe sei, verhindert und wolle Brasilien belehren, sagte er mit Bezug auf den Brand der Kathedrale von Notre-Dame im April diesen Jahres.

Auch Außenminister Ernesto Araujo sprach von einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten seines Landes, die er verurteilte. Brasilien werde keine Handlung akzeptieren, die nur "die Souveränität des Landes und des Amazonasgebietes relativieren" soll, erklärte er.

Im Amazonasgebiet wüten die schwersten Waldbrände seit 21 Jahren, wie das brasilianische Institut für Weltraumforschung Inpe bestätigte. Bis August haben die Feuer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 82 Prozent zugenommen. Nach Meinung von Experten besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der illegalen Abholzung des Regenwaldes und dem Ausbruch der Feuer. Sie gehen davon aus, dass die meisten Feuer durch Brandrodung in abgeholzten Gebieten entstanden sind.

Auch in den Nachbarländern Bolivien und Peru sind verheerende Feuer ausgebrochen. Die seit Tagen wütenden Brände haben in Bolivien schon fast eine Million Hektar Regenwald zerstört. Besonders betroffen ist die Region Chiquitania im Osten des Landes. Im Gegensatz zu Brasilien hat der bolivianische Präsident Evo Morales zu internationaler Hilfe aufgerufen. Auch im Nationalpark Otuquis an der Grenze zu Brasilien und Paraguay seien große Brände ausgebrochen, wie Verteidigungsminister Javier Zavaleta in der Zeitung "La Razón" bestätigte. Rund 4.000 Soldaten unterstützen die Feuerwehr bei der Bekämpfung der Brände.