Adveniat: EU trägt Mitschuld an Waldbränden am Amazonas

Adveniat: EU trägt Mitschuld an Waldbränden am Amazonas

Essen (epd). Das katholische Hilfswerk Adveniat hat die EU-Handelspolitik mitverantwortlich für die verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet gemacht. Eine Ursache für die Brände sei der Abschluss des Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten, wie der Brasilien-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks der katholischen Kirche, Klemens Paffhausen, am Freitag in Essen mitteilte. "Die versprochenen niedrigeren Zölle auf Importe von Rindfleisch und Soja aus Südamerika führen zu mehr Abholzung und mehr Anbauflächen", sagte er.

Nach Angaben von Paffhausen gibt es zwei Ursachen für die enorme Zunahme von Waldbränden in der Region. "Großgrundbesitzer stecken den Wald gezielt in Brand und der Regenwald verdorrt seit Jahren", sagte er. Zudem seien 20 Prozent des Regenwaldes im Amazonasgebiet abgeholzt, weitere 40 Prozent geschädigt. "Entlang der Flüsse und Straßen fressen sich die gigantischen Sojaplantagen und Rinderweiden gnadenlos in den Regenwald", kritisierte der Brasilien-Referent. Der Verlust des wasserreichen Waldes führe seit Jahren zu immer längeren Trockenperioden.

Als "reines Ablenkungsmanöver" bezeichnete der Adveniat-Experte den Vorwurf des brasilianischen Präsidenten, Jair Bolsonaro, der weltweite Einsatz für das Amazonasgebiet sei ein neokolonialer Akt. "Ganz im Gegenteil: Bolsonaro und seine Agrarlobby sind gemeinsam mit den internationalen Konzernen die Vertreter des alten kolonialen Denkens, die die Territorien der indigenen Völker reinen Wirtschaftsinteressen opfern", erklärte Paffhausen.

Die lateinamerikanischen Bischöfe riefen derweil in einer gemeinsamen Stellungnahme die Regierungen Boliviens und Brasilien sowie die internationale Gemeinschaft auf, "ernste Maßnahmen zu ergreifen, um die Lungen der Welt zu retten". "Was im Amazonasgebiet passiert, ist keine lokale Angelegenheit, sondern von globaler Tragweite", erklärte der lateinamerikanische Bischofsrat Celam. Laut Adveniat werden weltweit 20 Prozent des Sauerstoffs in den Regenwäldern am Amazonas produziert.