Nächster Versuch zur Rückführung

Nächster Versuch zur Rückführung
Myanmar und Bangladesch wollen offenbar erneut Rohingyas in ihre Heimat zurückbringen
Rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge leben im größten Flüchtlingslager der Welt in Bangladesch in großer Armut. Ein Problem vieler Kinder und Jugendlicher ist der mangelnde Zugang zu Bildung, kritisiert Unicef.

Frankfurt a.M., Cox´s Bazar (epd). Zwei Jahre nach der Flucht Hunderttausender Rohingya aus Myanmar nach Bangladesch versuchen beide Länder offenbar erneut, die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückzuführen. Zunächst sollen rund 3.500 Menschen der muslimischen Minderheit aus dem Flüchtlingscamp in der Stadt Cox's Bazar in Bangladesch wieder in ihre Heimat gebracht werden, wie das Aktivisten-Netzwerk "Free Rohingya Coalition" am Freitag meldete. Angaben aus Myanmar, wonach die Repatriierung am 22. August stattfinden soll, wollten die Behörden in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka nicht bestätigen, wie die bangladeschische Zeitung "Daily Star" berichtete. Derweil beklagte das UN-Kinderhilfswerk Unicef mangelnden Zugang zu Bildung für Rohingya-Kinder.

Allen 500.000 Mädchen und Jungen der Rohingya, die nach Bangladesch geflohen sind, müssten der Schulbesuch oder eine Ausbildung ermöglicht werden, forderte Unicef in Genf. Fast alle 15- bis 18-jährigen Rohingya hätten keinen Zugang zu Bildungseinrichtungen. Bei vielen herrsche aufgrund der Perspektivlosigkeit Frustration und Verzweiflung. Immerhin erhielten 280.000 Kinder zwischen 4 und 14 Jahren eine notdürftige Schulbildung über knapp 2.200 dafür eingerichtete Lernzentren.

Aufgrund anhaltender schwerer Menschenrechtsverletzungen forderten die Aktivisten der "Free Rohingya Coalition" , dass kein Rohingya zur Rückkehr gezwungen werde dürften. Auch sei der erneute Versuch offenbar ohne Wissen der Flüchtlinge geplant worden.

Zuletzt hatte Bangladesch im vergangenen November versucht, Flüchtlinge zur Rückkehr zu bewegen. Doch die Geflohenen waren nicht bereit, freiwillig über die Grenze zu gehen.

Nach einer brutalen Militäroffensive in Myanmar von Ende August 2017 waren laut UN-Angaben fast eine Million Rohingya nach Bangladesch geflohen. UN-Ermittler werfen Myanmars Armee Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Wiederholt erklärten die Flüchtlinge, sie würden nur dann zurückgehen, wenn Myanmar ihnen die Staatsbürgerschaft verleihe und sie für ihren zerstörten Besitz entschädige.

Erst im Mai hatten die Vereinten Nationen rund 270.000 geflohenen Rohingyas Identitätspapiere ausgestellt. Viele der Vertriebenen aus Myanmar seien damit zum ersten Mal im Besitz eines Ausweises, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit. Ziel sei es, allen Rohingya-Flüchtlingen in Bangladesch gültige Papiere auszustellen.

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