Studie: Renteneintritt für Gutverdiener wird zum Gesundheitsrisiko

Studie: Renteneintritt für Gutverdiener wird zum Gesundheitsrisiko

Essen (epd). Der Eintritt ins Rentenalter hat in unterschiedlichen Berufsgruppen eine positive oder negative Auswirkung auf die Gesundheit. Der Abschied vom Berufsleben beeinflusst einer am Montag vorgestellten Studie des Essener RWI - Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge die Sterblichkeit eines Menschen signifikant. Besonders schlecht wirkt sich der Renteneintritt demnach bei gut verdienenden Männern und Frauen aus, die mit 65 Jahren in den Ruhestand gehen. Hier steige die Sterblichkeit um zwei bis drei Prozent. Der gegenläufige Effekt ist bei 63-jährigen Männern aus der unteren Hälfte der Einkommen zu beobachten. Hier sinke die Sterblichkeit um ein Prozent.

Der Grund: Das Rentnerdasein verändert das bisherige Leben grundlegend. Und diese Veränderungen haben offenbar messbare gesundheitliche Auswirkungen: "Die Erwerbsbiografie ist entscheidend für die Art der Aktivitätsveränderung um den Renteneintritt", erläuterte Studienautor Matthias Giesecke. Es klingt überraschend, aber: "Gerade frühere Gutverdiener sind durch den Renteneintritt offenbar größeren Gesundheitsrisiken ausgesetzt." Bei ihnen stehe vermutlich die soziale Isolation im Rentenalter im Vordergrund, weil sie mit der Berufstätigkeit, mit der sie sich stark identifizieren, auch Berufsprestige und soziale Netzwerke verlieren.

Anders geht es Männern, die sich bei relativ geringem Verdienst aus körperlich anstrengenden Jobs verabschiedeten, etwa auf dem Bau, im Transport- oder in Reinigungsgewerbe. Viele dieser Tätigkeiten seien mit einer Gefährdung am Arbeitsplatz verbunden. Weniger Stress und Gefahren sowie mehr Freizeit senken bei ihnen nach dem Renteneintritt die Sterblichkeit, wie es hieß. Noch positiver wirke sich der Renteneintritt für vorher arbeitslose 63-jährige Männer aus. Sie profitierten davon, nicht mehr unter dem Stigma der Arbeitslosigkeit zu stehen.

Grundlage für die Studie bilden Daten des Forschungsdatenzentrums der Deutschen Rentenversicherung (FDZ-RV) zu rund 800.000 Rentnern der Jahrgänge 1934 bis 1936, die für den Zeitraum 1994 bis 2013 ausgewertet wurden. Als zweite Datenquelle diente den Angaben zufolge das Sozio-oekonomische Panel (SOEP).