Tausende verlassen Kaschmir nach Terrorwarnung

Tausende verlassen Kaschmir nach Terrorwarnung

Dubai, Neu-Delhi (epd). Nach einer Terrorwarnung haben Tausende Pilger, Touristen und Studenten das Kaschmir-Tal verlassen. Gleichzeitig wächst die Spannung zwischen den verfeindeten Nachbarn Indien und Pakistan, wie indische Medien am Sonntag berichteten. Pakistan beschuldigte Indien am Samstag, an der Waffenstillstandsgrenze in Kaschmir international geächtete Streu-Munition eingesetzt zu haben. Indien wies die Vorwürfe zurück. Das Land hat in den vergangenen Tagen rund 38.000 weitere Sicherheitskräfte in Kaschmir stationiert und seine Luftwaffe in Alarmbereitschaft versetzt. Der Schritt der Zentralregierung löste Panik und Unruhe im Kaschmir-Tal aus.

Am Freitag hatte Indien die traditionelle "Amarnath Yatra", eine Pilgerreise zu einem hinduistischen Höhlen-Tempel im Himalaya-Gebirge in Kaschmir, gestoppt, weil es "Terroranschläge" von pakistanischer Seite auf gläubige Hindus befürchtete. Am Samstag ordnete die Regierung in Neu-Delhi an, dass alle Studenten, die nicht aus Kaschmir stammen, das Tal verlassen sollten. Auch Kaschmir-Urlauber wurden zur Abreise aufgefordert.

Gerüchten zufolge stehen die Truppenverstärkung und die Entscheidung, Touristen, Pilger und Studenten aus Kaschmir zurückzuholen, mit einer anstehenden Regierungsentscheidung zum Status von Kaschmir in Zusammenhang, die massive Proteste auslösen dürfte. Neu-Delhi dementiert diese Gerüchte. Es wird spekuliert, dass die Zentralregierung den bisherigen Sonderstatus von Kaschmir verändern und das Gebiet damit komplett in Indien aufgehen lassen will.

Indiens Verfassung sichert Kaschmir weitgehende Sonderrechte zu. Unter anderem ist der Bundesstaat Jammu und Kaschmir berechtigt, seine eigene Verfassung zu haben. Das mehrheitlich muslimische Kaschmir ist seit sieben Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen Indien und Pakistan, die beide jeweils nur einen Teil des Gebietes verwalten. Als Grenze dient die Waffenstillstandslinie von 1949, die international aber nicht anerkannt ist.

Separatisten im indischen Teil von Kaschmir kämpfen seit Jahrzehnten für eine Unabhängigkeit von Indien, das mehrheitlich hinduistisch ist. Indien unterhält eine massive Polizei- und Militärpräsenz in dem unruhigen Himalaya-Gebiet. Schätzungen gehen von mehr als einer halben Million Sicherheitskräften aus. Der Bundesstaat hat 12,5 Millionen Einwohner.