Astro-Alex: Die Erde ist zerbrechlich

Astro-Alex: Die Erde ist zerbrechlich
Die Bewahrung der Erde ist dem Astronauten Alexander Gerst wichtig. Wie fragil der blaue Planet ist, sei ihm im Orbit bewusstgeworden. Am Karlsruher Institut für Technologie erhielt er die Ehrendoktorwürde.
12.07.2019
epd
Christine Süß-Demuth (epd)

Karlsruhe (epd). Alexander Gerst ist es wichtig, die Erde zu bewahren. Auf seinen Missionen ins All habe er einen Blick von außen auf die Erde werfen können und gesehen, "wie zerbrechlich sie ist", sagte der ESA-Astronaut am Freitag in Karlsruhe. Dort erhielt der 43-Jährige die Ehrendoktorwürde des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).

KIT-Präsident Holger Hanselka sagte, Gerst habe die Wissenschaft im Weltraum vorangebracht. Er sei ein Vorbild, wenn es darum gehe, über Grenzen hinweg zu denken, sich von der Neugier treiben zu lassen und dabei Lösungen für drängende Zukunftsfragen zu entwickeln.

Gerst, der als Astronaut zwei Missionen zur Internationalen Raumstation ISS unternahm, hat Geophysik an der Universität Karlsruhe studiert, dem heutigen KIT. Karlsruhe sei der Ort, wo seine Reise ins All begonnen habe, sagte der gebürtige Künzelsauer, der der erste deutsche Kommandant der Internationalen Raumstation ISS war.

"Wir leben in einer immer komplexer werdenden Welt mit immer knapper werdenden Ressourcen", sagte Gerst in seinem Festvortrag. Um sie zu schützen, sei es besonders wichtig, das in die Gesellschaft zu tragen, sagte der Forscher. Dabei spielten Studenten und Wissenschaftler eine entscheidende Rolle, weil sie über ihre Forschung informieren und den Dialog mit Bürgern suchen.

An seinen ersten Gedanken im All kann er sich noch gut erinnern: "Die ist ja wirklich rund." Von oben betrachtet sei die Erde nur ein winziger blauer Punkt. Dort oben ändere sich die Sichtweise auf die Welt sehr schnell. "Man lernt den Ort mehr zu schätzen, wenn man weg war", sagte der Forscher, der sich auf Twitter Astro-Alex nennt.

Es sei die Neugier, die Menschen antreibe, in das Weltall zu fliegen. "Mein Wunsch wäre, dass jeder Mensch auf die Erde von außen blicken kann." Da das nicht gehe, wolle er seine Erfahrungen mit möglichst vielen Menschen teilen, etwa in den sozialen Medien.

Die Begeisterung ist Gerst anzusehen, wenn er von seinen Reisen ins All berichtet. Er war 2014 und 2018 insgesamt 362 Tage auf der Internationalen Raumstation ISS - länger als jeder andere europäische Astronaut.

Im Weltall sei ihm klargeworden, wie sehr die Menschheit die Erde bestimmt. Als Beispiel nannte er das nächtliche Lichtermeer in Europa. Auch sei es erschreckend, von dort zu sehen, wie viele Schadstoffe die Menschen weltweit in die Luft pusten und wie stark sie die Wälder in der Amazonasregion abholzen. Man sehe tatsächlich auch Kriege von oben. Man könne Raketen fliegen sehen und wisse, dass dann jemand stirbt: "Krass ist, man fliegt darüber und kann nichts tun".

400 Kilometer über der Erde forschte Gerst etwa an Methoden zur Behandlung von Krankheiten wie Krebs, Parkinson und Alzheimer, an einem Hightech-Schmelzofen und mit robotischen Systemen. Er habe früher immer gedacht, der Weltraum sei ein besonderer Ort. "Wenn man dort ist, realisiert man, dass die Erde der besondere Ort ist", sagte Gerst.