Experte: Geplante Grundrente ist ein gutes Modell

Experte: Geplante Grundrente ist ein gutes Modell

Frankfurt a.M. (epd). Der Rentenexperte Gerhard Bäcker warnt davor, eine Pflicht zur privaten zusätzlichen Rentenversicherung einzuführen. "Das Leben im Alter sollte nicht von den Renditen und Risiken auf den internationalen Finanzmärkten abhängig sein", sagte der Professor vom Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine solche Pflichtvorsorge werde vor allem gefordert, "um dem Banken- und Finanzsektor neue Mittel zufließen zu lassen".

Für ihn sollte eine "gute" Alterssicherung die gesamte Bevölkerung absichern und sich nicht auf Betriebe, Branchen oder einzelne Finanzprodukte beschränken. "Sie sollte Kalkulierbarkeit, Verlässlichkeit und Transparenz bieten und mit einem Rechtsanspruch versehen sein." Und die Rente sollte nach einem langen Arbeitsleben nicht nur vor Armut im Alter schützen, sondern auch den erreichten Lebensstandard zumindest weitgehend absichern.

Der Professor hält es für gerecht, dass Rentenleistungen auch durch Steuerzuschüsse finanziert werden. "Die Rentenversicherung ist eine Sozialversicherung, die das Äquivalenzprinzip mit dem Solidarausgleich verbindet." Bäcker bezeichnete die geplante Grundrente als ein gutes Modell. "Denn es handelt sich nicht um eine Art bedingungsloses Alterseinkommen, sondern nach langen Beitragsjahren um den Respekt vor der Erwerbsleistungen dieser Menschen, und das vor allem Frauen."

Er betonte, dass die Rentenversicherung nicht alle Probleme, die auf dem Arbeitsmarkt entstanden seien, nachträglich lösen oder ausgleichen könne. Deshalb sei es wichtig, die "Ordnung" auf dem Arbeitsmarkt wieder herzustellen: "Das heißt Verhinderung von Niedriglöhnen, Erhöhung des Mindestlohns, Einschränkung prekärer Beschäftigung, bessere Vereinbarkeit von Beruf, Kindererziehung und Angehörigenpflege sowie radikale Eingrenzung von Minijobs und kurzer Teilzeitarbeit."

Schließlich sprach sich der Experte dafür aus, die Einzahlerbasis in die Rentenkasse zu verbreitern. "Solidarität ist unteilbar - im Geben und Nehmen." Es gefährde die Akzeptanz des Sozialstaats, wenn Beamte durch deren Versorgung auf der Finanzierungs- und auf der Leistungsseite deutlich besser gestellt werden als die gesetzlich Rentenversicherten. "Hier muss, zumindest für zukünftige Beamte, eine Gleichstellung erfolgen." Auch Selbstständige, die nicht anderweitig verpflichtend abgesichert sind, müssten zügig in die Rentenversicherung eingegliedert werden. "Dauerhafte Einsparungen entstehen dadurch allerdings nicht, weil ja auch Leistungsansprüche erworben werden."