Missbrauch: Uniklinikum Saarland weitet Untersuchungen aus

Missbrauch: Uniklinikum Saarland weitet Untersuchungen aus

Homburg (epd). Nach weiteren Hinweisen zu möglichen Missbrauchsfällen am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) weitet die Klinik ihre Untersuchungen aus. "Der Beschuldigte studierte ab 2003 Humanmedizin an der Universität des Saarlandes in Homburg, der klinische Abschnitt seines Studiums begann Ende 2005", teilte das UKS am Donnerstag in Homburg mit. Auch dieser Zeitraum werde nun einer genauen Prüfung unterzogen. Sämtliche Informations- und Hilfsangebote stünden für alle Menschen offen, die Unterstützung in diesem Zusammenhang benötigten, hieß es.

Zudem habe der Ärztliche Direktor Wolfgang Reith mittlerweile eine Taskforce eingesetzt, die die Konzepte des Kinderschutzes am Klinikum evaluieren, neu bewerten und optimieren solle, teilte das Universitätsklinikum mit. Dabei werde ein externer Gutachter beauftragt und beteiligt.

Das UKS hatte am Montag angekündigt, acht Jahre nach einem ersten Missbrauchsverdacht gegen einen Arzt der Kinderpsychiatrie nun mögliche Opfer und deren Eltern zu informieren. Zwischen 2010 und 2014 soll der Assistenzarzt an Kindern medizinisch nicht notwendige Untersuchungen im Intimbereich vorgenommen haben. Das Universitätsklinikum erstattete Ende 2014 Strafanzeige und kündigte dem Arzt fristlos. Da der mutmaßliche Täter 2016 starb, mussten die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen eingestellt werden.

Das Universitätsklinikum und die Staatsanwaltschaft hatten damals entschieden, möglicherweise betroffene Patienten nicht über den Verdacht zu informieren. Das Homburger Klinikum hatte damals auch die Staatskanzlei in Saarbrücken als Rechtsaufsicht nicht informiert. Medienberichten zufolge wurde allerdings das Justizministerium von der Staatsanwaltschaft benachrichtigt. Der Justizausschuss im saarländischen Landtag wollte sich am Donnerstag über den Sachverhalt informieren lassen.