Bericht: Schon vor 17 Jahren konkreter Verdacht im Fall Lügde

Bericht: Schon vor 17 Jahren konkreter Verdacht im Fall Lügde

Detmold, Hamburg (epd). Der Hauptverdächtige im Missbrauchsfall von Lügde hätte möglicherweise schon vor knapp 20 Jahren gestoppt werden können. Bereits im Jahr 2000 habe es konkrete Hinweise auf den Mann gegeben, die aber von den Behörden nicht verfolgt worden seien, berichteten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" am Mittwoch. Eine Mutter habe damals Strafanzeige gegen ihren Ehemann gestellt, den sie verdächtigt habe, die eigene Tochter zu missbrauchen.

In ihrer handschriftlichen Anzeige habe die Frau aber auch einen zwei Jahre zurückliegenden Vorfall mit dem vermeintlichen Kinderfreund aus Lügde erwähnt und Umstände eines mutmaßlichen Missbrauchs ihrer damals vierjährigen Tochter beschrieben. Dazu habe sie den Spitznamen des heute beschuldigten 56-jährigen Andras V. genannt und den Campingplatz lokalisiert. Der damalige Staatsanwalt sei jedoch ausschließlich der Spur gefolgt, dass der Vater das Kind missbraucht haben könnte.

Zwei Jahre später bekräftigte der Vater des Mädchens den Recherchen zufolge die Vorwürfe gegen Andreas V. vom Campingplatz Lügde. Daraufhin sei ein offizielles Verfahren eingeleitet und an die zuständige Staatsanwaltschaft Detmold weitergegeben worden. Was daraus wurde und ob überhaupt ermittelt wurde, wolle die Staatsanwaltschaft Detmold jedoch nicht sagen.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte sich auf Anfrage der Medien fassungslos über das Ergebnis der Recherchen: "Es wäre natürlich schlimm, wenn das Leid der Kinder noch früher hätte gestoppt werden können." Was aus früheren Hinweisen wurde, habe noch nicht geklärt werden können. Jeder einzelne übersehene oder nicht richtig bearbeitete Hinweis sei einer zu viel.

Auf einem Campingplatz im lippischen Lügde sollen mehr als 40 Kinder zwischen vier und 13 Jahren über Jahre hinweg sexuell missbraucht worden sein. Am Donnerstag beginnt der Prozess gegen drei Männer am Landgericht Detmold.