Kirchen schicken Geschichtenmobil auf den Europäischen Stationenweg

Der Innenraum des 17 Meter lange Trucks ist mit einem Multimediangebot zur Reformation ausgestattet.
Foto: Cornelia Kirsch/r2017
Der Innenraum des 17 Meter lange Trucks ist mit einem Multimediangebot zur Reformation ausgestattet.
Kirchen schicken Geschichtenmobil auf den Europäischen Stationenweg
Zum 500. Reformationsjubiläum haben europäische evangelische Kirchen in Genf die Eröffnung des Europäischen Stationenwegs in Genf gefeiert und einen Truck als Geschichtenmobil auf den Weg geschickt. Der Stationenweg solle die Wurzeln der Reformation in ganz Europa sichtbar machen, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Donnerstag in Genf.

Der Weg überwinde Landesgrenzen und verbinde 68 Stationen in 19 europäischen Staaten, sagte Bedford-Strohm. "Der Europäische Stationenweg ist genau die Idee, die wir jetzt in Europa brauchen", hielt er mit Blick auf Spannungen und Differenzen auf dem Kontinent fest.

Der Reformationstruck startete am Donnerstag in Genf, steuert in den nächsten sechs Monaten unterschiedliche Stationen an und soll am 20. Mai 2017 in Wittenberg zur Eröffnung der Weltausstellung "Tore der Freiheit" ankommen. Der 33 Tonnen schwere und knapp 17 Meter lange Truck ist mit einem Multimediangebot zur Reformation ausgestattet. An jeder Station sammeln freiwillige Helfer neue Geschichten zur Reformation ein, die in die Weltausstellung  einfließen sollen.

Der Stationenweg knüpfe ein "Band von Turku im Norden und Dublin im Westen, bis Rom im Süden und Riga im Osten", sagte Bedford-Strohm. In Deutschland liegen zum Beispiel Speyer, Worms und Augsburg am Weg. Veranstalter sind die Gemeinschaft Evangelischer Kirche in Europa (GEKE), der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) und die EKD.



Die evangelische Kirche feiert bis Oktober nächsten Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. 

Der Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Gottfried Locher, hob den Freiheitsgedanken der Reformation hervor: "Alle Menschen sind gleich vor Gott. Diese Überzeugung der Reformation war vor 500 Jahren eine befreiende Botschaft." Locher unterstrich auch den ökumenischen Aspekt des Jubiläums. Die Reformatoren hätten nie die Spaltung der Kirchen gewollt.

Der Schweizer Innenminister Alain Berset, ein Katholik, verwies auf die Bedeutung der Schweiz für die Reformation: "Die Schweiz war eines der Epizentren dieses geistigen und gesellschaftlichen Erdbebens." Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, erinnerte an die Bedeutung von Genf für die Reformation. In Genf wirkte im 16. Jahrhundert  Jean Calvin (1509-1564), auf den sich die reformierten Christen berufen.