Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport

Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport
Der Maler und Grafiker Max Liebermann (1847-1935) war der erste deutsche Künstler, der sich intensiv mit dem Sport auseinandergesetzt hat. Das greift die Kunsthalle in Bremen mit ihrer neuen Sonderausstellung auf, die am Samstag unter dem Titel "Max Liebermann - Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport" startet.

Bremen (epd). Dazu gehörten mehr als 100 Leihgaben, sagte am Donnerstag Kuratorin Dorothee Hansen. Viele davon seien in besonderen Klimakisten in Bremen angekommen. Sonst hätten auf der Oberfläche Risse im Öl entstehen können, erläuterte Bildrestauratorin Amelie Menck.

Die Leihgaben stammen aus internationalen Museen und Privatsammlungen unter anderem aus Washington, Jerusalem, Paris und Zürich. Viele seien seit den 1920er Jahren nicht mehr öffentlich zu sehen gewesen, sagte die Kunsthistorikerin Hansen. Insgesamt werden nach ihren Angaben rund 140 Werke in der Ausstellung gezeigt. Sie wird in Zusammenarbeit mit der Liebermann-Villa am Berliner Wannsee organisiert und ist in Bremen bis zum 26. Februar zu sehen.

Sportlich und schön

Ergänzt werden die Bilder durch historisches Material unter anderem aus dem Archiv des Deutschen Tennis-Bundes in Hamburg und aus dem Deutschen Pferdemuseum in Verden. Die Ausstellung untersuche erstmals Liebermanns Blick auf Bewegung und Sport und erzähle zugleich die Geschichte vom Reiten, Tennis und Polo in der Kunst, sagte die Kuratorin. Ausgewählte Werke von Gustave Caillebotte und Edgar Degas verdeutlichen, wie der Künstler durch französische Meister inspiriert wurde.

Der Vergleich mit Arbeiten englischer und deutscher Zeitgenossen wie John Lavery, Reneé Sintenis, Max Slevogt und Ernst Oppler soll die Einzigartigkeit von Liebermanns Sportdarstellung veranschaulichen. Ende des 19. Jahrhunderts wandte er sich zunächst Motiven von Sommergästen an der Nordsee zu. Im niederländischen Seebad Scheveningen malte er Reiter am Wasser, später moderne Sportarten wie Tennis, Polo und Pferderennen.

Sportlichkeit war schick, und auch die Ästhetik war wichtig. "Eine Dame soll gut und elegant reiten oder lieber gar nicht", zitierte Hansen die Empfehlung eines Reitlehrers von 1907. Die Sportarten vermittelten überdies ein Bild des wilhelminischen Großbürgertums, das sich bei seinen Freizeitbeschäftigungen am englischen "Sportsman" orientierte.

Vorträge und Führungen

Nach dem Ersten Weltkrieg entdeckten auch jüngere Künstler den Sport als Thema, vor allem populäre Massensportarten wie Fußball oder Boxen. Boxer-Darstellungen von Willy Jaeckel, Renée Sintenis oder Rudolf Großmann spiegeln diesen Wechsel des Blicks vom eleganten Rasensport in freier Natur zum schweißtreibenden Körpereinsatz im urbanen Sportpalast.

Begleitet wird die Schau von einer Vortragsreihe und Kurzführungen mit Sportexperten. Hansen ergänzte, im kommenden Jahr sei die Ausstellung in kleinerem Umfang vom 19. März bis 26. Juni in der Liebermann-Villa am Berliner Wannsee zu sehen.