Alternativer Nobelpreis für türkische Zeitung "Cumhuriyet"

Alternativer Nobelpreis für türkische Zeitung "Cumhuriyet"
Sie werden geehrt für "den konkreten Unterschied, den sie in der Welt machen": Vier Preisträger bekommen in diesem Jahr den Alternativen Nobelpreis. Sie stammen aus der Türkei, Syrien, Ägypten und Russland.

Stockholm (epd). Die regierungskritische türkische Zeitung "Cumhuriyet" erhält in diesem Jahr den Alternativen Nobelpreis. Weitere Preisträger sind die Hilfsorganisation "Syria Civil Defence" (Die Weißhelme), die Ägypterin Mozn Hassan und ihre Organisation für feministische Studien sowie die russische Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina, wie die Right Livelihood Award Foundation am Donnerstag in Stockholm bekanntgab.

Die vier Geehrten teilen sich das Preisgeld von drei Millionen Schwedischen Kronen (rund 315.000 Euro). Mit dem 1980 ins Leben gerufenen Right Livelihood Award wurden bis heute 166 Preisträger aus 68 Ländern geehrt. "Die diesjährigen Preisträger nehmen sich unserer drängendsten globalen Herausforderungen an", betonte Ole von Uexküll, Geschäftsführer der preisgebenden Stiftung.

"Bedingungsloses Bekenntnis zur Meinungsfreiheit"

Die türkische Zeitung "Cumhuriyet" erhalte den Preis "für ihren unerschrockenen investigativen Journalismus und ihr bedingungsloses Bekenntnis zur Meinungsfreiheit trotz Unterdrückung, Zensur, Gefängnis und Morddrohungen". Die Mitarbeiter von "Cumhuriyet" hätten dafür "immense persönliche Risiken wie Attentate und Haft in Kauf genommen." Die 1924 gegründete Tageszeitung gehöre zu den ältesten in der Türkei. Mitte August war Chefredakteur Can Dündar von seinem Posten zurückgetreten. Zur Begründung erklärte er, er fürchte nach dem Putschversuch Mitte Juli eine ungerechtfertigte Verfolgung durch die türkische Justiz. Dündar hält sich derzeit im europäischen Ausland auf.  

Die syrischen "Weißhelme" werden ausgezeichnet "für ihren herausragenden Mut, ihr Mitgefühl und humanitäres Engagement bei der Rettung von Zivilisten im syrischen Bürgerkrieg". Damit geht der "Preis für die richtige Lebensführung" zum ersten Mal nach Syrien. Die etwa 3.000 "Weißhelme" riskierten täglich ihr Leben. Die Initiative wurde nach rund zwei Jahren Krieg 2013 gegründet. Zu Friedenszeiten seien die Mitglieder Bäcker, Schneider, Verkäufer oder Lehrer gewesen. Mittlerweile hätten sie - als ausgebildete Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Sanitäter - über 60.000 Menschenleben gerettet, hieß es.   

Die Ägypterin Mozn Hassan sowie ihre Organisation "Nazra für feministische Studien" werden geehrt für ihren Einsatz für die Gleichstellung und die Rechte von Frauen in einem Umfeld von anhaltender Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung. Nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen bei Kundgebungen während und nach der ägyptischen Revolution 2011 habe die Organisation "Nazra" nicht nur die sexuelle Gewalt angeprangert, sondern auch den Opfern medizinisch, psychologisch und juristisch beigestanden.

Auch Erfolg der Arbeit ausgezeichnet

Swetlana Gannuschkina aus Russland erhalte den Preis "für ihr jahrzehntelanges Engagement für Menschenrechte und Gerechtigkeit für Geflüchtete und Migranten sowie für die Förderung von Toleranz zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen", erklärte die Stockholmer Stiftung. Durch ihre Arbeit habe sie dazu beigetragen, die öffentliche Aufmerksamkeit auf Menschenrechtsverletzungen in Krisenregionen zu lenken, insbesondere im Kaukasus. 

Mit den Preisen zeichne die Stiftung nicht nur den Mut, das Mitgefühl und Engagement der Geehrten aus, sagte Geschäftsführer von Uexküll. "Wir zeichnen auch den Erfolg ihrer Arbeit aus und den konkreten Unterschied, den sie in der Welt machen - allen Widrigkeiten zum Trotz."