Kurt Beck: Seehofer-Vorschlag ist kontraproduktiv

Kurt Beck: Seehofer-Vorschlag ist kontraproduktiv
Der Vorschlag von Horst Seehofer, die öffentlich-rechtlichen Sender zusammenzulegen, stößt bei ARD und ZDF auf Widerstand. Zur Stärkung der Demokratie sei publizistische Vielfalt von großer Bedeutung, sind sie sich einig.

Berlin (epd). Der ZDF-Verwaltungsratsvorsitzende Kurt Beck hat sich gegen eine Zusammenlegung von ARD und ZDF zu einer Sendeanstalt ausgesprochen. Eine entsprechende Forderung von CSU-Chef Horst Seehofer sei unüberlegt und kurzsichtig, sagte Beck der "Bild"-Zeitung (Mittwochsausgabe). "Wir würden bei einer Zusammenlegung deutlich die Vielfalt gerade im Bereich von Nachrichten und Informationen minimieren", erklärte der SPD-Politiker und ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Ähnlich äußerte sich die ARD-Vorsitzende Karola Wille.

Beck: Riesenverlust für die Menschen

Seehofer hatte am Wochenende angekündigt, die Forderung nach einer Zusammenlegung werde in das neue Grundsatzprogramm der CSU aufgenommen, das beim Parteitag im November verabschiedet werden solle. "Wir streben langfristig die Beseitigung von Doppelstrukturen und die Zusammenlegung von ARD und ZDF unter einem Dach an", soll es darin heißen.

Beck entgegnete, es sei eine Illusion, dass man mit einer Zusammenlegung der Sender eine Menge Geld spare. "Es wäre ein Riesenverlust für die Menschen in Deutschland, wenn ARD und ZDF verschmelzen würden. Gerade in unserer Zeit, in der wir um Demokratie und Vielfalt kämpfen müssen und damit eben auch eine intensive Nachrichten- und Informationsstrecke brauchen, ist das ein absolut kontraproduktiver Vorschlag."

Die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, Marlehn Thieme, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), Seehofer stehe es als Mitglied des Verwaltungsrates frei, Überlegungen über eine einheitliche öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in den Gremien des ZDF anzusprechen. Grundsätzlich sei es Sache der 16 Länder, die Rahmenbedingungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk staatsvertraglich festzulegen.

Die Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks könne jedoch nicht nur unter Organisationsaspekten, sondern müsse auch unter programmlichen Gesichtspunkten und gesellschaftspolitischen Erwägungen diskutiert werden, erklärte Thieme weiter. "Nach meinem Eindruck profitieren Zuschauer und Zuschauerinnen und die Gesellschaft von einem Wettbewerb um Qualität und Vielfalt."

ARD-Vorsitzende: Synergien als Ziel

Dem schloss sich die ARD-Vorsitzende und MDR-Intendantin, Karola Wille, an. Eine Fusion bedeute weniger publizistische Vielfalt und weniger Möglichkeiten, verschiedene Meinungen medial zu transportieren, sagte sie nach der ARD-Hauptversammlung in Berlin. Es sei heutzutage wichtiger denn je, die Meinungsvielfalt in der Gesellschaft abzubilden. Dies spreche eindeutig "gegen eine solche Fusion".

Wenn es um Sparsamkeit oder die Akzeptanz des Rundfunkbeitrags gehe, dann müssten Wege für eine verstärkte Kooperation gefunden werden, erklärte Wille. Ziel sollte es sein, Synergien zu nutzen, "dass die Vielfalt an sich dabei größer wird".