Wie der Sport die Mode prägte

Wie der Sport die Mode prägte
Sneakers im Büro, Stars auf dem "roten Teppich" in Shorts, und Fidel Castro empfängt den Papst im Trainingsanzug. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zeigt in der Ausstellung "sports/no sports" die Wechselwirkung von Mode und Sport.
31.08.2016
epd
Thomas Morell (epd)

Hamburg (epd). Sport prägt die Mode seit mehr als 100 Jahren. Erstmals widmet sich nun ein Museum der Wechselwirkung von Mode und Sport. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe präsentiert dazu bis zum 20. August 2017 mehr als 100 Kleider, Modelle, Entwürfe und Filme. Vor allem Frauen habe der Einfluss des Sports mehr Bewegungsfreiheit und damit auch neue gesellschaftliche Freiheit gewährt, sagte Museumsdirektorin Sabine Schulze bei der Vorstellung der Ausstellung "sports/no sports" am Mittwoch. Zu sehen sind über 40 Marken und Designer wie Adidas, Chanel, Christian Dior, Puma und Yves Saint Laurent.

Im 18. und 19. Jahrhundert war vor allem die Damenmode geprägt von der Bewegungseinschränkung. Das Korsett sorgte für eine enge Taille und betonte einen großen Busen und breite Hüften als Zeichen weiblicher Fruchtbarkeit. Die Geschichte der Mode sei auch eine Emanzipationsgeschichte, sagte Kuratorin Angelika Riley. Bereits 1850 sei das erste Hosenkostüm vorgestellt worden. Doch habe es bis in die 1970er Jahre gedauert, ehe Hosen für Frauen gesellschaftlich akzeptiert waren.

Wenn Frauen um die Jahrhundertwende Rad fahren wollten, konnten sie eine weite Hose tragen, die allerdings aussah wie ein Rock. Ein Badeanzug von 1910 zeigt, dass die Frauen zwar Hosen tragen, darüber jedoch einen Überrock. Kennzeichen der neuen Badebekleidung ist, dass sie immer kleiner wird. Erstmals wird das nackte Frauenbein öffentlich sichtbar, bis die Badekleidung schließlich in den 1970er Jahren auf eine Handvoll Stoff schrumpft.

Hiphopper und Rapper als Stilikonen

Tennis spielten Frauen um 1900 in weißen Kleidern mit langem Rock und langem Arm - und weiß tragen sie immer noch. Ausgestellt ist auch ein eigens entwickeltes Sportkorsett, das verhindern sollte, dass sich die Tennisspielerinnen an ihrem traditionellen Korsett blutig schürften. Interessanterweise, so Kuratorin Riley, würden Tennisspielerinnen auch heute noch einen kurzen Rock auf dem Platz tragen.

Seit Mitte der 1960er Jahre die Jugend die Trends in der Mode setzt, nimmt die "Versportlichung" weiter zu. Vor allem Skaten, Surfen und Aerobic haben großen Einfluss. Hiphopper und Rapper werden zu Stilikonen. Sneaker, Baseballcap, Leggings und Sweatanzug erobern anfangs die Streetwear und später die Alltagsmode.

Auch die Haute Couture hat die Sportmode entdeckt. Der Belgier Paul Schietekat hat rote "High Tide Heels" (2006) kreiert, die wie Schwimmflossen aussehen. Der US-Amerikaner Tom Ford hat sein Paillettenkleid mit Ziffern aus dem American Football bestückt. Zu sehen sind auch Shirts mit Football-Schulterschutz und Motorrad-Schutzkleidung.

Passend präsentiert wird die "sports"-Ausstellung in der neuen "Turnhalle" des Museums, dekoriert mit Schwebebalken, Sprossenwand und Sprungkästen. Eine Turnhalle wurde bei Gründung des Museums 1877 geschaffen, weil das Haus auch von einer Schule genutzt wurde. 30 Jahre wurde hier geturnt, ehe das Museum den Raum übernahm und zur Vergrößerung der Ausstellungsfläche teilte. Für eine Million Euro wurde die "Turnhalle" jetzt wieder hergerichtet und Anfang Juli fertiggestellt.