Angeklagter gesteht Welterbe-Zerstörung in Timbuktu

Angeklagter gesteht Welterbe-Zerstörung in Timbuktu
Vor vier Jahren zerstörten Islamisten mehrere historische Gebäude in der malischen Stadt Timbuktu. Am Montag begann vor dem Internationalen Strafgerichtshof der Prozess gegen einen der Anführer. Er bekannte sich schuldig - und bat um Entschuldigung.

Den Haag (epd). Ein mutmaßlicher Islamist aus Mali hat vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag die Zerstörung von Weltkulturerbe in Timbuktu gestanden. Ahmad al-Faqi al-Mahdi bekannte sich bei der Prozesseröffnung am Montag des Kriegsverbrechens schuldig und bat die Bevölkerung um Entschuldigung für den Schaden, den er angerichtet habe. Der Angeklagte gab zu, 2012 zehn historische Gebäude in der Wüstenstadt Timbuktu zerstört zu haben. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.

Al-Mahdi war den Anklägern in Den Haag zufolge Mitglied der islamistischen Miliz Ansar Dine. In Timbuktu organisierte er die Zerstörung von neun Mausoleen und einer Moschee. Neun der heiligen Stätten waren Teil des Weltkulturerbes der Unesco. Die Stadt am südlichen Rand der Sahara war im 15. und 16. Jahrhundert ein Zentrum des Islam.

Erklärung vorgelesen

Unmittelbar zum Prozessauftakt am Montag in Den Haag plädierte Al-Mahdi auf schuldig und las eine Erklärung vor. Er bedaure, was er der Bevölkerung Timbuktus, dem malischen Volk und der Weltgemeinschaft allgemein angetan habe, sagte er: "Dies war das erste und letzte Verbrechen, das ich begangen habe." Man solle ihn als verlorenen Sohn betrachten, der vom Weg abgekommen sei, sagte Al-Mahdi.

Es war das erste Mal, dass sich ein Angeklagter vor dem Internationalen Strafgerichtshof schuldig bekannte. Sollten die Richter das Schuldbekenntnis akzeptieren, sollen in einigen Monaten das Urteil und das Strafmaß verkündet werden. Schon vor der Verhandlung hatte die Anklage in einer Übereinkunft mit der Verteidigung eine Strafe zwischen neun und elf Jahren Haft vorgeschlagen.

Chefanklägerin Fatou Bensouda betonte, bei der Verwüstung von Kulturgütern handle es sich um ein schweres Verbrechen, das eine entsprechende Bestrafung erfordere. Al-Mahdi habe mit seinen Taten das Erbe Afrikas und der ganzen Welt verletzt.

Erste Anklage wegen Verwüstung von Kulturgütern

Erica Bussey von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sagte, Angriffe auf religiöse und historische Monumente könnten lokalen Gemeinschaften großen Schaden zufügen. Gleichzeitig dürften jedoch die anderen Verbrechen nicht vergessen werden, die während der Besetzung Timbuktus durch die Islamisten an der Bevölkerung begangen wurden.

Gegen Al-Mahdi hat der Strafgerichtshof das erste Mal Anklage wegen der Verwüstung von Kulturgütern erhoben, was als Kriegsverbrechen gilt. Das Gericht in Den Haag verfolgt Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Seit der Eröffnung des Gerichts 2002 wurden vier Urteile gesprochen, darunter waren drei Verurteilungen. Die Höchststrafe, die die Richter in Den Haag verhängen können, sind 30 Jahre Haft und in Ausnahmefällen lebenslang.