Jahn sieht Reformbedarf bei Stasi-Unterlagenbehörde

Jahn sieht Reformbedarf bei Stasi-Unterlagenbehörde
Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, hat Reformbedarf in seiner Behörde eingeräumt.

Berlin (epd). Die Stasi-Unterlagenbehörde müsse in "ein modernes Archiv" umgewandelt werden, sagte Jahn am Montag in Berlin bei einer Podiumsdiskussion der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Dazu gehöre unter anderem die Digitalisierung der Stasi-Unterlagen sowie die Vernetzung mit internationalen Archivportalen.

Anlass der Diskussionsveranstaltung waren die Mitte April von der Expertenkommission des Deutschen Bundestages vorgelegten Vorschläge zur Zukunft der Stasi-Unterlagenbehörde. Dadurch war zuletzt eine neue Debatte über Sinn und Nutzen der Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Deutschland entbrannt. Neben Jahn nahmen der Leiter der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, sowie mehrere Historiker an der der Veranstaltung teil.

Modernes Archiv aufbauen

"Wir müssen uns die Frage stellen, was hilft den Opfern, wie kann ein modernes Archiv aufgebaut werden und wie kann der Forschungsauftrag erweitert werden", sagte Jahn. Dass die Forschung der Behörde bislang auf die Staatssicherheit eingeengt sei, bezeichnete Jahn als "nicht gut".

Bundeszentrale-Leiter Krüger sprach sich für eine strikte Unterscheidung zwischen politischer Bildung einerseits und Aufarbeitung der DDR-Diktatur andererseits aus. Die Aufarbeitung sollte sich sehr stark auf die Opferperspektive konzentrieren, politische Bildung dagegen bewege sich in einem größerem Handlungsfeld, sagte Krüger.

Die DDR als "abgeschlossenes Sammelgebiet" etwa im Schulunterricht bezeichnete Krüger als "überholt". Stattdessen solle die DDR-Geschichte "stärker als integrierter Bestandteil der deutschen Nachkriegsgeschichte" gelehrt werden. Zudem müssten Schüler heute die Kompetenz der "Multiperspektivität von Geschichte" sowie die Einordnung von historischen Ereignisse oder Schilderungen erlernen.

Kürzungen der Länder

Krüger bekräftigte seine Kritik, dass in einigen Bundesländern die Stundenanzahl von Fächern wie Sozialkunde, Geschichte oder Politik gekürzt wurde und stattdessen der Schwerpunkt auf sogenannte MINT-Fächer wie Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik oder Technik gelegt wurde. Am stärksten sei die Kürzung im Freistaat Sachsen gewesen, beklagte Krüger. Dadurch habe die politische Bildung der Schüler gelitten.