Haftpflichtprämien für Hebammen steigen erneut

Haftpflichtprämien für Hebammen steigen erneut
Die hohen Haftpflichtprämien für freiberufliche Hebammen sind zum Politikum geworden, weil viele Hebammen keine Geburtshilfe mehr leisten. Zum 1. Juli steigen sie erneut. Die Zukunft ist unsicher, warnt der Deutsche Hebammenverband.

Berlin (epd). Ihre ungewisse berufliche Zukunft treibt die freiberuflichen Hebammen weiter um. Der Deutsche Hebammenverband (DHV) schlug am Donnerstag in Berlin angesichts der erneut steigenden Haftpflichtprämien Alarm. Nach Ansicht des Verbandes tun Politik und Krankenkassen nicht genug, um die freiberufliche Geburtshilfe zu sichern. Die Angst vor einer ungewissen Zukunft, die hohen Kosten und der geringe Verdienst ließen viele Hebammen an ihrem Beruf zweifeln, erklärte das Präsidiumsmitglied Katharina Jeschke.

Die Haftpflichtprämien für freiberufliche Hebammen, die Geburtshilfe leisten, steigen zum 1. Juli von 6.274 auf 6.843 Euro im Jahr. Trotz eines Ausgleichs, den die Krankenkassen auf Antrag hinzuzahlen, müssen sie rund 2.000 Euro selbst tragen und die Prämie im Voraus entrichten.

Auf Dauer absichern

Vor dem Hintergrund der steigenden Kosten streitet der Deutsche Hebammenverband seit Jahren mit dem Spitzenverband der Krankenkassen über die Vergütung der freiberuflichen Hebammen und den Umfang der Ausgleichszahlungen für die Haftpflichtprämien. Verhandlungsführerin Jeschke kritisierte, die jüngsten gesetzlichen Änderungen hätten im Ergebnis nicht zu mehr Geld für die Hebammen, sondern im Gegenteil zu einer geringeren Vergütung geführt. Viele könnten die gesetzlichen Vorgaben für die Ausgleichszahlungen zur Haftpflicht nicht erfüllen. Zudem entgingen ihnen Erstattungen der Kassen für Hausgeburten, weil die die Vorgaben zur Abrechnung zu eng gefasst seien.

Der bisher jüngsten Studie zufolge hat ein Viertel der freiberuflichen Hebammen allein zwischen 2008 und 2010 die Geburtshilfe aufgegeben. Seitdem sind die Prämien weiter drastisch gestiegen und werden im kommenden Jahr laut Hebammenverband 7.639 Euro betragen. Die Pflegeexpertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Elisabeth Scharfenberg, forderte eine Haftpflichtversicherung für alle Gesundheitsberufe, die auch die Hebammen auf Dauer absichere. Die SPD-Fraktion verlangte, die Versicherer müssten ihre Kalkulationsgrundlagen offenlegen.

Nach Angaben des Hebammenverbandes arbeiten derzeit noch 2.600 freiberufliche Hebammen in der Geburthilfe. Sie begleiten ein Fünftel der Geburten in Kliniken, Geburtshäusern und zu Hause. Die meisten sind Beleg-Hebammen in Krankenhäusern. Nur 1,5 Prozent aller Kinder kommen mit Hilfe einer Hebamme im Geburtshaus oder zu Hause zur Welt.