Mit Rute gezüchtigt: Zwei Jahre Haft für Lehrerin der "Zwölf Stämme"

Mit Rute gezüchtigt: Zwei Jahre Haft für Lehrerin der "Zwölf Stämme"
Eine Lehrerin der umstrittenen Sekte "Zwölf Stämme" ist am Dienstag vom Landgericht Augsburg zu einer Haftstrafe von zwei Jahren ohne Bewährung verurteilt worden.

Augsburg (epd). Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die 56-Jährige ihre Schüler in mindestens fünf Fällen über mehrere Jahre hinweg wiederholt mit einer Rute gezüchtigt hat. Sie habe sich damit unter anderem der Misshandlung Schutzbefohlener und der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht, urteilte das Gericht. Einige der Schüler seien schwer traumatisiert worden.

Die Frau hatte in Klosterzimmern bei Nördlingen als Lehrerin der "Zwölf Stämme" gearbeitet. Eine entsprechende Ausbildung hatte sie nicht. Die Sekte durfte jedoch jahrelang eine eigene Schule betreiben. Während ihrer Tätigkeit als Lehrerin soll die Verurteilte mehrere Kinder zum Teil bis zu acht Mal am Tag mit einem Stock geschlagen haben.

Sorgerecht für etwa 30 Kinder entzogen

Die Frau war zuvor vom Amtsgericht Nördlingen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Gegen dieses Urteil war sie in Berufung gegangen. Die Staatsanwaltschaft in Augsburg hatte auf eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten plädiert, die Verteidigung auf eine Bewährungsstrafe.

Bereits zuvor hatte das Nördlinger Amtsgericht mehrere Mütter der "Zwölf Stämme" zu Bewährungsstrafen verurteilt, weil sie ihre Kinder geschlagen hatten. Im September 2013 hatten die Familiengerichte in Ansbach und Nördlingen den Eltern der "Zwölf Stämme" wegen Kindesmisshandlung das Sorgerecht für etwa 30 Kinder entzogen. Mittlerweile kündigte die Sekte an, sie wolle Deutschland verlassen und nach Tschechien umsiedeln.