Älterwerden in Deutschland: Den meisten geht es gut

Älterwerden in Deutschland: Den meisten geht es gut
Insgesamt geht es den älteren Menschen und den Alten gut. Doch zeigt die Langzeitstudie auch, dass die Belastungen zunehmen und die künftigen Alten es wieder schwerer haben werden. Und die soziale Ungleichheit nimmt auch unter den Älteren zu.

Berlin (epd). Der Mehrheit der 40- bis 85-Jährigen in Deutschland geht es gut, doch richten sich Gesundheit und materielle Absicherung bis ins hohe Alter nach dem Bildungsgrad: Wer benachteiligt war, bleibt es. Das sind Ergebnisse des deutschen Alterssurveys 2014, den Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag in Berlin vorstellte. Danach sind die Älteren aktiver als vor 20 Jahren, engagieren sich stärker ehrenamtlich, arbeiten länger, sind mehrheitlich bei guter Gesundheit und sozial eingebunden.

Mehrfachbelastungen führen zu Erkrankungen

Bei den 55- bis 65-Jährigen machen sich den Angaben zufolge jedoch Mehrfachbelastungen durch längere Erwerbsarbeit gesundheitlich bemerkbar. Die Frauen bleiben bei Einkommen und Rente Verliererinnen. Ein Ergebnis der Studie: Der Trend zu immer mehr gesunden Alten, der sich bis 2008 abzeichnete, ist abgerissen. Zwar hat der Anteil der über 65-Jährigen bei guter Gesundheit weiter zugenommen und sich 2014 stabilisiert, doch nehmen bei den 40- bis 65-Jährigen die Erkrankungen wieder zu. Einen erheblichen Anteil daran haben seelische Leiden, besonders Depressionen.

Dies sei möglicherweise ein Indiz für die Mehrfachbelastungen in dieser Altersgruppe, heißt es in dem Bericht. Denn die Menschen bleiben länger im Beruf, pflegen Familienangehörige oder Freunde und kümmern sich mehr als noch vor 20 Jahren um die Enkel und haben ihr ehrenamtliches Engagement verdoppelt.

Zu Beginn der Befragungen Mitte der 1990er Jahre waren 60 Prozent der 40- bis 65-Jährigen im Beruf, 2014 schon 74 Prozent. Besonders stark stieg der Anteil bei den 54- bis 65-Jährigen. Dabei holen die Frauen auf. Auch nach dem Renteneintritt wird zunehmend weitergearbeitet: Der Anteil der berufstätigen Ruheständler hat sich in knapp 20 Jahren auf 11,6 Prozent mehr als verdoppelt. Die Belastungen häufen sich insbesondere bei den Frauen zwischen 55 und 65 Jahren.

Im Alter sind sie dann schlechtergestellt als die Männer. Dazu trägt auch bei, dass die Wohnkosten steigen. Frauen über 70, die allein leben, müssen 45 Prozent ihres Einkommens für Miete und Nebenkosten aufwenden. Materiell stehen die Alten im Osten schlechter da als im Westen. Doch liegt die Altersarmut insgesamt nicht über der Quote in der übrigen Gesellschaft.

Große Zufriedenheit

Die schrittweise Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre führt der Studie zufolge dazu, dass die Berufstätigen länger im Job bleiben. Vor knapp 20 Jahren wollte jeder Zweite mit 60 aufhören, heute weniger als ein Fünftel. Gleichwohl schaffen es viele nicht. Zwischen 1996 und 2014 ist der Anteil derer, die aus dem Beruf in die Rente gehen, von 62 auf 46,6 Prozent gesunken. Im selben Zeitraum hat sich der Anteil derer, die vor der Rente arbeitslos waren, auf 15,5 Prozent mehr als vervierfacht.

Familienministerin Schwesig begrüßte, dass der Bericht insgesamt eine große Zufriedenheit der Älteren widerspiegele. Es gebe aber zwei zentrale Probleme: die Benachteiligung der Frauen und die soziale Ungleichheit, die sich auch in der Lebenssituation älterer Menschen bemerkbar machten.

Der Alterssurvey basiert auf regelmäßigen repräsentativen Befragungen und wird seit Mitte der 1990er Jahre vom Bundesfamilienministerium gefördert. Er liefert Daten über die Lebenslage der 40- bis 85-Jährigen und gehört zu den wichtigsten Langzeitstudien über das Älterwerden in Deutschland. Erstellt werden die Studien vom Deutschen Zentrum für Altersfragen in Berlin in Zusammenarbeit mit dem infas Institut Bonn.