EU-Kommission macht Rettung von Jugendorchester zur Chefsache

EU-Kommission macht Rettung von Jugendorchester zur Chefsache
Nach großem öffentlichen Druck hat die EU-Kommission eine Rettung des Europäischen Jugendorchesters zur Chefsache gemacht. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker habe drei EU-Kommissare mit Vorschlägen für "unverzügliche Lösungen" beauftragt, hieß es am Dienstag in Brüssel.

Brüssel (epd). Die Problemlösungen sollten schon am Mittwoch beim turnusmäßigen Treffen aller EU-Kommissare präsentiert werden. "Wir wünschen, dass das Orchester seine Aktivitäten in Europa fortsetzt", sagte die Sprecherin.

Wie die Rettung des Orchesters genau aussehen könnte, sagte die Sprecherin nicht. Mit den Plänen betraut wurden Kulturkommissar Tibor Navracsics, der deutsche Kommissar Günther Oettinger, der für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft zuständig ist, und Kristalina Georgieva. Die Vizekommissionspräsidentin ist für den Haushalt zuständig.

Ensemble geht das Fördergeld aus

Dem 1976 gegründeten Ausbildungsorchester, in dem bis zu 140 begabte Nachwuchs-Musiker aus allen EU-Ländern gemeinsam mit weltberühmten Dirigenten musizieren, droht nach eigenen Angaben zu Anfang September wegen fehlender EU-Förderung das Aus. In den vergangenen Wochen war daher der Druck auf die Brüsseler Behörde immer größer geworden. Erst vor einer Woche hatten Chor und Symphoniker des Bayerischen Rundfunks musikalisch gegen eine Schließung protestiert.

Nach Kommissionsangaben wird das renommierte Jugendorchester seit 40 Jahren von ihr unterstützt. Allein zwischen 2000 und 2014 habe das Orchester rund 10,5 Millionen Euro an Fördergeldern erhalten. Dann wurde die Kulturförderung umgestellt. Statt Institutionen werden nun Projekte unterstützt, deren Förderung einzeln zu beantragen ist. Im ersten Jahr nach der Umstellung erhielt das Jugendensemble noch Projektmittel, doch der nächste Antrag auf Förderung war erfolglos.

In den vergangenen Wochen hatte die EU-Kommission wiederholt auf diese Umstellung der Förderung verwiesen. Sie wehrte sich gegen den Vorwurf, das Orchester nicht zu unterstützen, mit dem Argument der Chancengleichheit. Auch andere Kulturschaffende müssten sich schließlich um die Förderung bewerben, es dürfe keine ungerechtfertigte Bevorzugung geben.