In Sachsen-Anhalt muss erstmals eine Schule in kirchlicher Trägerschaft wegen Lehrermangel schließen. Betroffen ist die Evangelische Sekundarschule in Hedersleben (Landkreis Harz) mit 75 Schülern, wie der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Johannes-Schulstiftung, Michael Bartsch, am Freitag in Magdeburg sagte. Alle Anstrengungen zur Gewinnung von Lehrkräften für das neue Schuljahr seien vergebens gewesen, die nötige Unterrichtsversorgung könne nicht mehr gewährleistet werde.
Nach einem Vorstandsbeschluss wird der Schulbetrieb ab 1. August eingestellt. Insgesamt fehlen laut Bartsch rund 100 Lehrerstunden vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern. Mit den aktuell fest angestellten Pädagogen und Honorarkräften sei dies nicht zu leisten. Der Mietvertrag über die Schulräume werde gekündigt. Die Lehrer bekämen ein Angebot, an andere Schulen der Stiftung zu wechseln.
Das Problem des Lehrermangels werde auch "die Wirklichkeit der anderen freien Schulen einholen", betonte Bartsch, der neben seiner Tätigkeit als Stiftungschef Domprediger in Naumburg ist. Die wenigen Pädagogen würden eher in den Landesdienst gehen, unter anderem weil freie Träger sie nicht verbeamten könnten.
Die Abschlussprüfungen in den zehnten Klasse sind laut Stiftung durch ihre anderen Sekundarschulen gewährleistet. Für die jetzige neunte Klasse bestehe die Möglichkeit, im Klassenverbund den Abschluss an der Sekundarschulen in Magdeburg oder Haldensleben zu erwerben. Die Schulstiftung hat angeboten, die Beförderung dorthin abzusichern.
Eltern wollen nach Lehrern suchen
Einem Bericht der "Magdeburger Volksstimme" zufolge (Freitagsausgabe) handelt es sich nach zahlreichen Schließungen wegen zurückgehenden Schülerzahlen um die erste Schulschließung in Sachsen-Anhalt aus Mangel an Lehrern. Eltern der betroffenen Schüler wollen nun auf eigene Faust nach Lehrern für Hedersleben suchen, hieß es weiter.
Der 2008 gegründete Johannes-Schulstiftung gehören zusammen mit Hedersleben vier Grundschulen und vier Sekundarschulen mit 900 Kindern und Jugendlichen an. Kirchliche Schulträger und die Bildungsgewerkschaft GEW hatten in den vergangenen Jahren mehrfach den allgemeinen Lehrermangel in Sachsen-Anhalt kritisiert und mehr Neueinstellungen gefordert.
