Umweltallianz will Ausbreitung von Einwegflaschen eindämmen

Umweltallianz will Ausbreitung von Einwegflaschen eindämmen
Mehrwegflaschen sind umweltschonend. Sie können 50 Mal und öfter wieder befüllt werden. Doch Umweltschützer sehen das System unter Druck. Discounter und große Konzerne setzen verstärkt auf Einwegflaschen, die ebenfalls mit Pfand belegt sind.

Berlin (epd) Ein Bündnis aus Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden will mit einer breit angelegten Kampagne das deutsche Mehrwegsystem retten und ausbauen. Die Deutsche Umwelthilfe startete dazu am Dienstag in Berlin gemeinsam mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten sowie Umwelt-, Verbraucher- und Wirtschaftsverbänden eine Neuauflage der Informationskampagne "Mehrweg ist Klimaschutz". Ziel sei, dass Kunden beim Einkauf bewusst zu umweltfreundlichen Mehrwegflaschen greifen und auf ressourcenverschwendende Getränkedosen und Einwegplastikflaschen verzichten.

Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg

An der Informationskampagne beteiligen sich den Angaben zufolge zudem mehr als 5.000 Getränkehändler. Rund die Hälfte aller Verbraucher könne Mehrweg- nicht von Einweggetränkeverpackungen unterscheiden, hieß es. Viele Kunden säßen dem Irrglauben auf, dass Pfandflaschen automatisch zum Mehrwegsystem gehörten. Das graue Piktogramm, das eine Flasche und eine Dose mit einem grauen Pfeil darstelle, sei jedoch das Zeichen für eine Einwegflasche, die im Laden einfach nur zurückgenommen und zerknüllt werde.

Für die Verbraucher sei es jedoch wichtig zu wissen, was sie kaufen, sagte der Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe, Jürgen Reusch. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) müsse daher endlich eine Vorschrift zur Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg auf dem Produkt einführen, forderte die Umwelthilfe. Der Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien Deutschland, Roland Demleitner, ergänzte, auch eine Sonderabgabe von bis zu 20 Cent für ökologisch nicht wertvolle Verpackungen sei denkbar. Bei so einer Maßnahme sei es wahrscheinlich, dass Verbraucher eher zur Mehrwegflasche griffen.

Claus-Harald Güster von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten erklärte, dass Mehrwegsystem sei nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich wertvoll. Die Flaschen müssten nicht nur zurückgenommen, sondern auch gewaschen und für die erneute Befüllung begutachtet werden. Das mache die Mehrweg-Abläufe aufwendiger und schaffe Arbeitsplätze.

Vielfältiges Mehrwegsystem

Mit einer Forcierung des Einwegsystems könnten hingegen etliche Beschäftigte ihren Job verlieren, warnte Güster und verwies auf die Entwicklungen bei Coca-Cola Deutschland. Bis 2017 werde der Konzern mehrere tausend Arbeitsplätze abgebaut haben, sagte er. Bei den Plastikflaschen habe das Unternehmen nur noch die Ein-Liter-Flasche im Mehrwegsystem belassen. Auch Discounter seien weitgehend aus dem Mehrwegsystem ausgestiegen, kritisierte er.

Coca-Cola Deutschland wies den Vorwurf, das deutsche Mehrwegsystem untergraben zu wollen, indes zurück. Die Ein-Liter-Petflasche sei sehr gefragt, erklärte Coca-Cola-Sprecher Martin Gosen. Viele Kunden seien von der 1,5-Liter-Plastikflasche auf die kleinere Größe umgestiegen und hätten das Mehrwegsystem somit nicht verlassen. Zusammen mit den Glasmehrwegflaschen in verschiedenen Größen liege der Mehrweganteil von Coca-Cola insgesamt zudem rund doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Branche, erklärte Gosen.

Der Deutschen Umwelthilfe zufolge verfügt Deutschland über das größte und vielfältigste Mehrwegsystem der Welt. Der jährliche Müllberg durch Plastikflaschen wird auf mehr als 17 Milliarden Plastikflaschen beziffert. Übereinandergestellt würden diese 16 Mal von der Erde bis zum Mond reichen.