Evangelische Freikirchen kritisieren Flüchtlingsabkommen mit Türkei

Kinder in einem Flüchtlingslager in Gaziantep, Türkei.
Foto: dpa/Uygar Onder Simsek
Kinder in einem Flüchtlingslager in Gaziantep, Türkei.
Evangelische Freikirchen kritisieren Flüchtlingsabkommen mit Türkei
In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und EU-Ratspräsident Donald Tusk fordert der Vorstand der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) eine humanitäre europäische Flüchtlingspolitik.

Abschottung und nationaler Egoismus seien aus Sicht der Freikirchen keine Optionen europäischer Identität. Das Abkommen mit der Türkei sei ein Versuch, Europas Grenzen so zu sichern, dass Schutzsuchenden nur in sehr geringer Zahl ein Zugang ermöglicht werde, heißt es in dem Schreiben: "Dies bedroht das individuelle Recht auf Asyl. Humanitäre und rechtliche Standards werden, wo sie sich zu bewähren hätten, geschliffen. Damit werden sie ihres Sinnes entleert."

Der Vorstand der Vereinigung hebt hervor, Europas Identität sei bisher existenziell mit einer klaren humanitären Haltung und einem Bekenntnis zu den Menschenrechten verbunden gewesen: "Das ist durch die Vereinbarung mit der Türkei infrage gestellt. Europa droht seine humanitäre Identität zu verlieren!"



Die Politik sei nun gefordert, Verfahren sicherzustellen, die den Zugang zu Europa regeln und die Integration von Ankommenden befördern: "Wir plädieren dafür, dass die einzelnen europäischen Nationalstaaten und die Staatengemeinschaft in Europa sich beherzt den Menschen in Not öffnen und mehr Verantwortung übernehmen, um der bedrohten Menschen und der eigenen Humanität willen." Der Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Ansgar Hörsting, hob seine Sorge hervor, die Not der Flüchtlinge könne in Vergessenheit geraten: "Wenn die Flüchtlinge schon an den Außengrenzen Europas abgewiesen werden, sind sie für viele 'aus den Augen und aus dem Sinn'. Das darf nicht sein."

Der Vereinigung Evangelischer Freikirchen gehören zwölf Mitglieds- und drei Gastkirchen an, darunter die mennonitischen Gemeinden, die Evangelisch-methodistische Kirche sowie die Heilsarmee. Die Freikirchen haben ihren geschichtlichen Ursprung zum Teil in der Reformationszeit, andere entstanden im 19. Jahrhundert.