Pulitzer-Preis für Aufdeckung moderner Sklaverei

Pulitzer-Preis für Aufdeckung moderner Sklaverei
Nachrichtenagentur AP in der Königsklasse geehrt
100 Jahre Pulitzer-Preis: Auch in diesem Jahr wurden US-Zeitungen mit dem begehrten Journalisten-Preis geehrt. Ausgezeichnet wurden Artikel über Themen jeder Couleur. Besonders angesehen ist der Pulitzer für den "Dienst an der Öffentlichkeit".

Washington (epd) Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) ist mit dem Pulitzer-Preis in der Königskategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" geehrt worden. Die AP-Reporterinnen Esther Htusan, Margie Mason, Robin McDowell and Martha Mendoza erhielten die Auszeichnung für ihre Berichterstattung über moderne Sklaverei, wie das Vergabekomitee am Montag (Ortszeit) in New York mitteilte. Das vierköpfige Journalistinnen-Team hatte bei einer 18 Monate langen investigativen Recherche schweren Missbrauch in der Fischereiindustrie in Südostasien aufgedeckt.

Besonders sorgfältig und bewegend berichtet

Über die Enthüllungen hatte die AP in der Serie "Seafood from Slaves" über Männer aus Burma und anderen Staaten berichtet, die in Käfigen und auf Fangschiffen misshandelt und zur Arbeit gezwungen worden seien. Infolge der Berichterstattung kamen in Indonesien 2.000 Arbeiter frei. Dutzende Verantwortliche wurden festgenommen. AP-Präsident Gary Pruitt erklärte, die Enthüllungen gehörten "zu den herausragendsten Artikeln, die jemals von der AP oder anderen Publikationen" veröffentlicht worden seien.

Die Pulitzer-Preise zählen zu den wichtigsten Auszeichnungen der Welt für Journalismus. Am Montag wurden sie zum 100. Mal verliehen. Die Tageszeitung "New York Times" erhielt den Pulitzer in der Kategorie "Internationale Berichterstattung" für einen Artikel über Frauen in Afghanistan. Laut Jury berichtete die Journalistin Alissa Rubin dabei besonders "sorgfältig und bewegend" über afghanische Frauen, die "entsetzliche Grausamkeiten" erlitten hätten.

Die "Washington Post" wurde in der Kategorie "Nationale Berichterstattung" geehrt für die Erstellung und Auswertung einer Datenbank zu Polizeigewalt. Die "Los Angeles Times" wurde in der Kategorie "aktuelle Berichterstattung" für Beiträge über den Terroranschlag im kalifornischen San Bernardino im Dezember 2015 ausgezeichnet. Der Pulitzer für "Investigative Berichterstattung" ging an zwei Tageszeitungen aus Florida, die "Tampa Bay Times" aus St. Petersburg und die "Sarasota Herald-Tribune" aus Sarasota. Die Enthüllungen über die teilweise eskalierende Gewalt in psychiatrischen Einrichtungen in Florida stellten ein "brillantes Beispiel für eine gemeinschaftliche Berichterstattung zweier Medienunternehmen dar", begründete die Jury.

Spendenfinanzierte Online-Publikationen ausgezeichnet

Die "Tampa Bay Times" wurde zudem in der Kategorie "Lokalberichterstattung" für die Offenlegung eines versagenden lokalen Schulsystems ausgezeichnet. Die spendenfinanzierten Online-Publikationen "The Marshall Project" und "ProPublica" wurden in der Kategorie "Erklärende Berichterstattung" geehrt für kooperativ recherchierte und verfasste Artikel über verpfuschte Polizeiermittlungen bei Vergewaltigungen. Pulitzer-Preise für Fotografie gingen an den "Boston Globe", die "New York Times" und die Nachrichtenagentur Thomson Reuters.

Weitere Auszeichnungen erhielten der "Boston Globe" in der Kategorie "Kommentare" (Rassentrennung in Schulen) und die kalifornische Zeitung "Sacramento Bee". Die "Sun Newspapers" in Florida wurden in der Kategorie "Editorials" (Menschenrechtsverletzungen in US-Gefängnissen) geehrt. Gleich zweifach ausgezeichnet wurde das Wochenmagazin "New Yorker", nämlich in der Kategorie "Features" für die Berichterstattung über die Erdbebengefahr im Nordwesten der USA sowie in der Kategorie "Kritik" (US-amerikanische Fernsehprogramme).

Der Pulitzer-Preis wurde von dem Zeitungsverleger Joseph Pulitzer gestiftet. Der Preis wird seit 1917 verliehen. Die Verleihung übernimmt jedes Jahr die Columbia-Universität in New York. In 20 Kategorien erhalten die Sieger jeweils eine Urkunde und 10.000 Dollar. Der Gewinner in der Kategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" bekommt eine Goldmedaille.