Rekordquote für "extra 3" nach Erdogan-Satire

Rekordquote für "extra 3" nach Erdogan-Satire
Magazin spießt Zurückhaltung der Bundesregierung auf
Der diplomatische Wirbel um das Video über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat dem Satiremagazin "extra 3" eine Rekordquote eingebracht. 880.000 Zuschauer verfolgten laut NDR die Sendung am Mittwochabend.

Hamburg (epd) So viele Zuschauer hatte die Sendung im NDR Fernsehen nie zuvor, wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Der Marktanteil lag damit bei 4,5 Prozent. "Der diplomatische Eklat um den Song 'Erdowie, Erdowo, Erdogan' war auch eine perfekte Werbung für die Sendung. Die Freude darüber wird allerdings getrübt angesichts der aktuellen Situation vieler Journalisten-Kolleginnen und -Kollegen in der Türkei", sagte der Fernseh-Chefredakteur des NDR, Andreas Cichowicz, angesichts der eingeschränkten Pressefreiheit in dem Land. Momentan stehen dort zwei Journalisten der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet" wegen des Vorwurfs von Spionage und Terrorunterstützung vor Gericht.

"Erdowie, Erdowo, Erdogan"

In der "extra 3"-Sendung am Mittwoch machte sich Moderator Christian Ehring über den Umgang der Bundesregierung mit der türkischen Kritik an der Erdogan-Satire lustig. "Das ist eigentlich ganz einfach in Deutschland: Wenn Sie Kritik hören wollen, schauen Sie 'extra 3'. Wenn Sie keine Kritik hören wollen, sprechen Sie mit der Bundeskanzlerin", sagte Ehring in seiner Moderation, im Hintergrund ein gerahmtes Erdogan-Porträt neben einem Gartenzwerg.

Auf der Video-Plattform Youtube wurde der Song "Erdowie, Erdowo, Erdogan" nach NDR-Angaben inzwischen mehr als 4,5 Millionen Mal abgerufen. Nach der Vorladung des deutschen Botschafters in Ankara hatte die Redaktion türkischen und englischen Untertitel zur Verfügung gestellt. Bis zum vergangenen Wochenende war das am 17. März gesendete Lied nur auf etwa 50.000 Abrufe gekommen. Nach Bekanntwerden der Einbestellung des deutschen Botschafters ins türkische Außenministerium stieg die Zahl schnell an. Die eigene Seite von "extra 3" verzeichnet bislang 400.000 Abrufe des Songs.

Politiker empört

Zu Wochenbeginn war öffentlich geworden, dass Erdogan den deutschen Botschafter einbestellt hatte, weil die Satiriker mit dem umgedichteten Nena-Song den Umgang des Präsidenten mit Pressefreiheit und Menschenrechten kritisiert hatten. Deutsche Journalisten und Politiker zeigten sich empört. Die Bundesregierung geriet in die Kritik, weil sie sich zu zögerlich gegen das diplomatische Vorgehen der Türkei gestellt und erst verspätet öffentlich für Pressefreiheit Stellung bezogen habe.