Literaturnobelpreisträger Imre Kertész gestorben

Literaturnobelpreisträger Imre Kertész gestorben
Der ungarische Schriftsteller Imre Kertész ist tot. Er starb in Budapest nach schwerer Krankheit.

Hamburg (epd) Der Literaturnobelpreisträger starb am Donnerstag im Alter von 86 Jahren in Budapest nach schwerer Krankheit, wie der Rowohlt-Verlag in Reinbek bei Hamburg mitteilte. Bekannt wurde er vor allem durch sein Werk "Roman eines Schicksallosen" (1996). Im Jahr 2002 erhielt Kertész für sein Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur. Von 2002 bis 2012 lebte er überwiegend in Berlin. 2012 kehrte er - bereits schwer erkrankt - nach Budapest zurück.

Auschwitz-Überlebender

Kertész wurde am 9. November 1929 in Budapest als einziges Kind jüdischer Eltern geboren. Als 14-Jähriger wurde er im Sommer 1944 nach Auschwitz deportiert und von dort ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Journalist bei einer Tageszeitung, die jedoch schon nach kurzer Zeit zu einem kommunistischen Parteiorgan umfunktioniert wurde. 1951 wurde er entlassen und zu einem zweijährigen Militärdienst eingezogen.

1953 begann er mit dem "Roman eines Schicksallosen", der seine Erfahrungen in Auschwitz und Buchenwald schildert. Mit Hilfe von Übersetzungen finanzierte er die jahrelange Arbeit an seinem Hauptwerk. 1975 wurde der Roman in Ungarn veröffentlicht, gelangte dort aber erst Mitte der 80er Jahre zu literarischer Anerkennung. Mit "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind" (1992) und dem "Galeerentagebuch" (1993), einer Dokumentation seiner 30-jährigen Isolation im sozialistischen Ungarn zwischen 1961 und 1991, wurde der Autor auch international wahrgenommen.

Neues Buch geplant

Seine Auszeichnung mit dem Nobelpreis bezeichnete Kertész als "Glückskatastrophe": Trotz der Freude war es für ihn eine Auszeichnung, die ihn "ersticken ließ an der falschen Ehrfurcht, der Liebe, dem Hass und der ihm nun zugedachten öffentlichen Rolle". So formulierte er es in "Letzte Einkehr", seinen 2013 publizierten Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 2001 bis 2009.

Am 10. März erschien in Ungarn ein Abschlussband der Tagebuchveröffentlichungen. Die deutsche Übersetzung, "Der Betrachter - Aufzeichnungen 1991- 2001", soll im Herbst bei Rowohlt herauskommen.