Expertin: EU muss der Türkei in der Flüchtlingskrise entgegenkommen

Expertin: EU muss der Türkei in der Flüchtlingskrise entgegenkommen
Nach Ansicht des Zentrums für Türkeistudien muss die EU der Türkei bei den Verhandlungen zur Lösung der Flüchtlingskrise noch weiter entgegenkommen.
07.03.2016
epd
Michael Bosse (epd-Gespräch)

Essen (epd) Das Land am Bosporus müsse mehr Unterstützung bei der Aufnahme und Unterbringung der Flüchtlinge erhalten, sagte die Türkei-Koordinatorin des Zentrums der Universität Duisburg-Essen, Gülay Kizilocak, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. Das betreffe zum einen die Zahlung der zugesagten drei Milliarden Euro an Ankara, aber auch Hilfe bei der Verbesserung der Infrastruktur in dem Land und in den Flüchtlingscamps.

Derzeit lebten in der Türkei rund 2,7 Millionen Flüchtlinge, viele der Menschen seien nicht registriert und hielten sich nicht in den Flüchtlingslagern auf. Teilweise müssten die Asylsuchenden dann in "miserablen Verhältnissen" leben, sagte Kizilocak. Auch diese Verhältnisse führten zu dem Flüchtlingsstrom über den Balkan.

Das Gespräch mit der Türkei suchen

Die Türkei spiele für die Lösung der Flüchtlingskrise deshalb eine "Schlüsselrolle", sagte Kizilocak. Die EU müsse - trotz aller berechtigten Kritik am autoritären Kurs der Regierungspartei AKP - das Gespräch mit dem Land suchen. Dafür sei es aber unabdingbar, dass sich die EU auf eine einheitliche Position festlege und den internen Streit um Obergrenzen und Grenzschließungen beende.

Die Türkei sei "nicht in der Lage, die Krise allein zu lösen", betonte die Expertin. Die EU müsse sich auf ihre Werte besinnen und dürfe dem Elend der Flüchtlinge nicht länger zusehen. Die Türkei sei über Jahre mit den Folgen des Bürgerkrieges in Syrien alleingelassen worden, sagte Kizilocak. Zudem sei das Land durch die "Hinhaltepolitik" in der Frage einer EU-Mitgliedschaft enttäuscht.