Neues Online-Angebot für sehbehinderte Fußballfans

Neues Online-Angebot für sehbehinderte Fußballfans
In Bundesligastadien gibt es bereits seit Jahren Blindenreportagen. Mit einem neuen Online-Angebot können sehbehinderte Fußballfans jetzt auch nachträglich Bundesligaspiele verfolgen.

Leverkusen (epd)Das Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage (ZSBR) bietet auf seiner Internetseite ab sofort nach Spielende einzelne Beiträge von Begegnungen der ersten und zweiten Bundesliga an. Das Angebot solle schrittweise ausgebaut werden, kündigte die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bundesverband als ZSBR-Mitbetreiberin am Mittwochabend bei der Vorstellung der Initiative in Leverkusen an.

Blindenreportagen gibt es in den deutschen Fußballstadien bereits seit 1999. Nachdem der Bundesligist Bayer Leverkusen damit an den Start ging, zogen inzwischen alle Vereine der ersten Bundesliga nach. In der zweiten Bundesliga wollen alle Vereine bis zum Ende der laufenden Saison den Service anbieten. In allen Stadien sind dazu nach Angaben der Deutschen Fußball-Liga (DFL) Sitzplätze für Blinde reserviert - jeweils rund 20 pro Spielstätte in der ersten und je zehn Plätze in der zweiten Bundesliga.

140 ehrenamtliche Reporter

Die Nachfrage ist groß: "Wir haben eine Auslastung der Plätze von 90 Prozent", sagte DFL-Referent Arne Stratmann. Über Kopfhörer bekommen die blinden Fußballfans die Liveberichte von ehrenamtlich tätigen Reportern eingespielt, von denen laut DFL aktuell rund 140 bundesweit im Einsatz sind. Für die Ausbildung dieser Berichterstatter ist seit September 2014 das ZSBR zuständig, das mehrmals im Jahr entsprechende Seminare anbietet. Damit soll ein bundesweit einheitlich hohes Niveau von Blindenreportagen gewährleistet werden. Die Ausschreibung für Bewerbungen zu den Seminaren kommen von den Vereinen, die auch die Kosten für die Technik auf den Sehbehinderten-Plätzen übernehmen.

"Eine gute Blindenreportage versucht, das Fußballspiel, die Ereignisse auf und neben dem Spielfeld und im Stadion situationsgenau in Worte zu fassen. Ziel ist es, dass nichtsehende Menschen Fußball so erleben können wie Menschen ohne Sehbeeinträchtigung", sagte Awo-Präsident Wilhelm Schmidt über die Herausforderung für die Reporter. Der Unterschied zur Fußball-Radioreportage sei, dass die Blindenreporter noch genauer und detaillierter sein und jeden Pass und jede Spielsituation pausenlos in Worte übersetzen müssten. Denn die Hauptkritik der Nutzer laute: "Wenn ihr schweigt, bin ich wieder blind."

Initiatoren des Zentrums für Sehbehinderten- und Blindenreportage sind die Awo, die DFL und die Aktion Mensch. Im Service der Blindenreportage in den Stadien sehen sie nach eigenen Angaben einen wichtigen Beitrag für gelebte Barrierefreiheit im Alltag. "Sport ist ein idealer Treiber für Inklusion. Da wird Behinderung zur Nebensache", erklärte der Vorstand der Aktion Mensch, Armin von Buttlar.