UN-Suchtstoffkontrollrat: Krieg gegen Drogen hilft nicht

UN-Suchtstoffkontrollrat: Krieg gegen Drogen hilft nicht
Die weltweite Drogenpolitik sollte nach Ansicht des Internationalen Suchtstoff-Kontrollrates zwischen Bestrafung und Prävention als Strategien gegen Drogenmissbrauch abwägen.

Berlin (epd)Generell müssten Gesundheit und Wohlergehen der Menschen im Zentrum der Drogenpolitik stehen, erklärte der Präsident des Kontrollrates, Werner Sipp, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2015 am Mittwoch in Berlin. Der Rat ist ein unabhängiges Kontrollorgan zur Einhaltung der internationalen Drogen-Kontrollabkommen der Vereinten Nationen.

602 neue psychoaktive Stoffe

Dem Report zufolge hat sich besonders die Zahl der psychoaktiven Substanzen zwischen 2014 und Oktober 2015 weltweit massiv erhöht. Die Stoffe sind Abkömmlinge von zugelassenen Medikamenten und Naturstoffen, die eine aufputschende, dämpfende oder halluzinogene Wirkung haben. Im angegebenen Zeitraum wurden laut dem Bericht 602 neue Stoffe gemeldet. Das entspreche einem Anstieg von 55 Prozent. Allein in Europa wurden nach Angaben der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht bereits bis März 2015 über 450 neue psychoaktive Substanzen registriert.

Angesichts dieser Entwicklung betonte die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU), hochgefährliche, neue psychoaktive Stoffe müssten weiterhin "konsequent verboten" werden. Generell begrüße sie die Empfehlungen des Kontrollrates. Deutschland setze die international diskutierte Philosophie bereits um, das Angebot illegaler Drogen einzudämmen und auf der anderen Seite die Nutzung für medizinische Zwecke zu fördern.

Nicht nur bestrafen

Kontrollratspräsident Sipp sagte, die internationalen Drogen-Kontrollabkommen böten den Ländern Spielräume, wie sie gegen Drogenmissbrauch vorgehen können: "Es ist nicht so, dass sich die Welt zwischen einer 'militarisierten' Strafverfolgungspraxis bei Drogendelikten einerseits und der Legalisierung von Drogen zu nicht-medizinischen Zwecken andererseits entscheiden müsste", erklärte er: "Jede Reaktion auf drogenbedingte Straftaten muss verhältnismäßig sein." Statt nur zu bestrafen, empfehle der Kontrollrat präventive Maßnahmen wie Erziehung, Therapie und soziale Reintegration.

Die 1961, 1971 und 1988 beschlossenen UN-Suchtstoff-Konventionen sollen der Weltgemeinschaft als Orientierung für eine ausgewogene Drogenpolitik dienen. Der Suchtstoffkontrollrat wurde 1968 gegründet. Ihm gehören 13 Mitglieder an, die vom Wirtschafts- und Kontrollrat der Vereinten Nationen gewählt werden.