ESC-Starterin Ann Sophie: ARD hat Versprechen nicht gehalten

ESC-Starterin Ann Sophie: ARD hat Versprechen nicht gehalten
Ann Sophie ist frustriert. Die 25-Jährige, die beim Eurovision Song Contest 2015 auf dem letzten Platz landete, wirft der ARD fehlendes Interesse vor. Bitter für sie: Mit dem jetzt beschlossenen neuen Abstimmungsmodus hätte sie besser abgeschnitten.

Hamburg, Genf (epd)Ann Sophie Dürmeyer fühlt sich nach ihrem erfolglosen Start beim Eurovision Song Contest (ESC) im vergangenen Jahr von der ARD im Stich gelassen. "Von der Plattenfirma und von der ARD wurde mir vorher viel versprochen - nichts wurde gehalten", sagte die Sängerin dem Magazin "Stern". Es sei peinlich, dass sich ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber noch nicht einmal von ihr verabschiedet habe.

Abgewendet vom ESC

"Den letzten Platz fand ich gar nicht so dramatisch, aber dass sich plötzlich keiner mehr für mich interessiert, war einfach nur enttäuschend", sagte die 25-Jährige, die für ihren Beitrag "Black Smoke" null Punkte bekam. "Wenn man in diesem Zirkus keinen Erfolg hat, wird man fallen gelassen", kritisierte sie. Heute hat Dürmeyer ein Theaterengagement in Dresden und tritt weiterhin als Sängerin auf. Vom ESC hat sie sich abgewendet. "Von den Künstlern, die jetzt mitmachen, kenne ich keinen", sagte sie.

Mit dem neuen Abstimmungsmodus, der beim diesjährigen ESC-Finale am 14. Mai in Stockholm in Kraft tritt, wäre Ann Sophie nicht auf dem 27. und letzten Platz gelandet, sondern auf Rang 25. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) machte den neuen Modus, mit dem die Spannung erhöht werden soll, am Donnerstag in Genf publik. Demnach werden Jury- und Zuschauerwertungen voneinander getrennt. Jedes Land kann somit einem Teilnehmer maximal 24 Punkte geben, zwölf durch die Jury, zwölf durch die Zuschauer.

Auch die Bekanntgabe der Ergebnisse von Jury und Zuschauern erfolgt nun getrennt. Nachdem die Zuschauer ihre Punkte abgegeben haben, verkünden die Sprecher aus den 43 Teilnehmerländern die Ergebnisse des Juryvotings. Dabei wird nur die Zwölf-Punkte-Wertung öffentlich verkündet, die restlichen Punkte werden eingeblendet. Im Anschluss werden die Zuschauerpunkte aller Länder zusammengerechnet. Die Moderatoren geben dann die Summe der Televotingergebnisse bekannt, beginnend mit dem Land, das von den Votern die wenigsten Punkte bekommen hat.

Nützt nichts mehr

Die Zuschauer erfahren bei diesem Verfahren nicht, aus welchem Land wie viele Punkte kamen. Diese Details würden im Anschluss im Internet veröffentlicht, erklärte die EBU, in der sich die öffentlichen Rundfunksender Europas zusammengeschlossen haben.

Mit dem neuen Verfahren soll verhindert werden, dass der Gewinner des ESC schon lange vor Ende der Punkteverkündung feststeht. Zudem können durch die veränderte Rechenweise auch kleinere Rangverschiebungen im Vergleich zum alten System entstehen, wie eine Tabelle auf der NDR-Internetseite "www.eurovision.de" zeigt. Ann Sophie, die 2015 von den Jurys deutlich besser eingeschätzt wurde als vom Publikum, nützt dies freilich nichts mehr.