ZDF räumt Missverständnisse und Ungenauigkeiten bei Putin-Film ein

ZDF räumt Missverständnisse und Ungenauigkeiten bei Putin-Film ein
Das ZDF weist Fälschungsvorwürfe gegen die umstrittene Dokumentation "Machtmensch Putin" weiterhin zurück, hat jedoch Fehler bei dem Film eingeräumt.

Mainz (epd)"Das ZDF hat weder Dreharbeiten manipuliert, noch hat es Dritte dazu aufgefordert", teilte der Sender am Montag auf Anfrage dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Allerdings sei es offenbar "zwischen dem Producer in Russland und den ZDF-Autoren in Mainz zu Missverständnissen und Ungenauigkeiten gekommen".

Geschichte frei erfunden

Kurz nach der Veröffentlichung des Films im Dezember 2015 hatte das Moskauer Staatsfernsehen den Vorwurf erhoben, eine Schlüsselszene des Films über einen russischen Freiwilligen in der Ostukraine sei inszeniert worden. Der vermeintliche Freiwillige gab in einem zweiten Interview an, er sei für seinen Auftritt in dem ZDF-Film bezahlt worden, seine Geschichte sei frei erfunden.

Die Fachzeitschrift "journalist" war daraufhin dem Thema nachgegangen und hatte in ihrer Februarausgabe einen ausführlichen Beitrag veröffentlicht. Den umfassenden Recherchen zufolge revidierte der angebliche Kämpfer seine ursprünglichen Aussagen, nachdem er vom russischen Inlandsgeheimdienst unter Druck gesetzt worden war. Allerdings fanden die Autoren zugleich zahlreiche Hinweise dafür, dass der Mann aus Kaliningrad tatsächlich niemals im Kampfeinsatz in der Ukraine war.

Sie belegten auch Widersprüche in seinen Interview-Aussagen beim ZDF und konnten nachweisen, dass er entgegen der Darstellung in der Dokumentation weder Frau noch Kind hat. Das ZDF hält die ursprüngliche Darstellung des jungen Russen weiterhin für plausibel. Es sei bislang "auch nicht widerlegt, dass er wirklich in der Ostukraine gekämpft hat", teilte der Leiter des ZDF-Programmbereichs Info, Robert Bachem, mit. Der Korrespondent Dietmar Schumann sei "eigens nach Moskau gesandt" worden, um die Aussagen des Mannes in einem ausführlichen Interview zu prüfen.

Einige offene Fragen

Dabei habe der Interviewpartner nicht den Eindruck vermittelt, lediglich auswendig gelernte Sätze wiederzugeben. Das ZDF zeigte neben Ausschnitten aus dem Interview auch Bilder des Mannes vor einer angeblichen staatlichen Rekrutierungsstelle für Donbass-Freiwillige und an einer Straßensperre im Bürgerkriegsgebiet, die laut russischen Vorwürfen ebenfalls gestellt wurden.

Der Mainzer Sender spricht inzwischen von Problemen bei der Informationsweitergabe zwischen Producer und dem ZDF in Mainz. So sei die "Freundin" des Freiwilligen fälschlich als seine Frau bezeichnet worden. Außerdem sei das ZDF "einigen offenen Fragen" nicht nachgegangen, die nach dem Gespräch mit dem mutmaßlichen Söldner entstanden seien.

Die Rolle Russlands im Ukraine-Konflikt ist eines der Kernthemen des insgesamt 45-minütigen Dokumentarfilms "Machtmensch Putin", in dem fast ausschließlich scharfe Kritiker des russischen Präsidenten zu Wort kommen. Außerdem wird in dem Film detailliert berichtet, wie die russische Führung die öffentliche Meinung durch gelenkte Berichterstattung beeinflusst.