Papst trifft Patriarchen

Papst trifft Patriarchen
Vor 1.000 Jahren spaltet sich das Christentum in einen östlichen und einen westlichen Zweig. Nun machten sich Papst Franziskus und der Moskauer Patriarch Kyrill zu einem Treffen auf Kuba auf.

Frankfurt a.M. (epd)Gespannte Erwartung vor dem Kirchengipfel mit Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill auf Kuba: Das erste Treffen von Oberhäuptern der römisch-katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche war für den Freitagabend deutscher Zeit auf dem Flughafen von Havanna geplant. Nach einem zweistündigen Gespräch wollten die beiden Kirchenoberhäupter eine bereits vorbereitete Erklärung unterzeichnen. Es wurde erwartet, dass es darin unter anderem um die Situation der verfolgten Christen im Nahen Osten geht.

Franziskus startete am frühen Morgen in Rom, Kyrill kam schon am Donnerstag auf Kuba an und wurde vom kubanischen Präsidenten Raúl Castro begrüßt. Franziskus fliegt nach dem Treffen weiter zu einer fünftägigen Mexiko-Reise, Kyrill will noch Paraguay und Brasilien besuchen.

Zuvor hatten der Vatikan und das Moskauer Patriarchat das Treffen als "wichtigen Schritt für die Beziehungen zwischen beiden Kirchen" bezeichnet. Ökumene-Experte Martin Bräuer sprach von einer "kleinen Sensation". Gleichwohl sei das Zusammentreffen aber auch "keine allzu große Überraschung". Die Anzeichen dafür hätten sich in der jüngsten Zeit verdichtet, sagte der Catholica-Referent des Konfessionskundlichen Instituts der evangelischen Kirche im südhessischen Bensheim dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Spannungen verhinderten bisher ein Gipfeltreffen

Franziskus sei ein Pragmatiker. Ihm gehe es darum, "dass die Kirchen das gemeinsam machen, was sie machen können", deshalb lote er den Handlungsspielraum aus, sagte Bräuer. "Und wenn Orthodoxe und der Vatikan mit einer Stimme die weltweiten Christenverfolgungen und die Gewalt gegen Christen etwa in Syrien anprangern könnten, ist es ihm recht."

Bisher hatten Spannungen zwischen Rom und Moskau einen solchen Gipfel verhindert. Nach jahrhundertelangem Streit um theologische, politische und kulturelle Fragen hatte sich das Christentum im 11. Jahrhundert in einen östlichen und einen westlichen Zweig gespalten. Die orthodoxe und die römisch-katholische Kirche entwickelten sich weitgehend unabhängig voneinander. Heute gibt es Missstimmungen über die Ukrainische griechisch-katholische Kirche und die Gründungen von römisch-katholischen Bistümern in Russland.

Bräuer erwartet eine Verbesserung des Klimas zwischen den Kirchen, jedoch keine Lösung theologischer oder kirchenpolitischer Streitfragen. Das sei vielmehr Sache der Gesamtheit der orthodoxen Kirchen, die darüber auf dem bevorstehenden panorthodoxen Konzil im Juni auf Kreta beraten wollen, sagte er.