Hilfsorganisation: Im Süden Syriens verschlechtert sich die Lage

Hilfsorganisation: Im Süden Syriens verschlechtert sich die Lage
Während sich die Lage um die nordsyrische Metropole Aleppo weiter zuspitzt, hat nach Berichten der Hilfsorganisation Care auch im Süden des Landes eine Regierungsoffensive Zehntausende Menschen vertrieben.

"An der Grenze zu Jordanien gibt es eine ähnliche Situation wie an der türkischen Grenze im Norden", sagte Nothilfekoordinator Marten Mylius dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Meine Kollegen berichten, dass mindestens 20.000 Menschen im sogenannten Niemandsland zwischen Syrien und Jordanien gestrandet sind."

Panik in der Bevölkerung

Die jordanischen Behörden erklärten zwar, dass die Grenze nicht geschlossen sei. "In der Realität werden am Tag aber nur 30 bis 50 Flüchtlinge durchgelassen", berichtete Mylius aus Amman. Die Zahl der Vertriebenen dürfte sich seiner Einschätzung nach in den nächsten Tagen noch erhöhen. In Daraa, wo die syrische Revolution im März 2011 ausgebrochen war, hat sich die Lage wegen der Angriffe drastisch verschlechtert. Von Jordanien aus kämen die Helfer noch in die Stadt, das werde jedoch immer gefährlicher.

Auch sei nicht absehbar, wie lange der Grenzübergang noch für Lebensmittellieferungen genutzt werden könne, sagte Mylius. Es sei eine Blockade durch die Regierungstruppen zu befürchten. In den letzten Tagen hätten die Helfer daher versucht, so viele Hilfsmittel wie möglich über die Grenze zu bringen.

Zur Lage rund um Aleppo sagte Mylius: "Die Eskalation mit dem militärischen Vormarsch der Regierungstruppen hat dazu geführt, dass es innerhalb der Stadt keine reguläre Wasserversorgung mehr gibt." Weil sich der Belagerungsring um die Stadt immer weiter zuziehe, sei in der Bevölkerung Panik ausgebrochen, weshalb sich Zehntausende auf den Weg zur türkischen Grenze gemacht hätten.

"Mittlerweile ist auch der Versorgungsweg von Aleppo zur türkischen Grenze wegen der Luftschläge extrem gefährlich." Viele versuchten deshalb, sich abseits der Straße durchzuschlagen und hätten nur das Nötigste dabei. Für die Zehntausenden von Menschen, die mittlerweile draußen übernachten müssten, könne der türkische Katastrophenschutz nicht genügend Zelte bereitstellen. Auch die gesundheitliche Versorgung gestalte sich schwierig, weil die medizinischen Partner teilweise auch vertrieben seien. "Meine Kollegen haben 13 Luftangriffe gegen medizinische Einrichtungen in Aleppo gezählt", sagte Mylius.

Bei geschlossener Grenze zur Türkei könne Care mit seinen Partnern nur noch die Hilfsmittel verteilen, die schon im Land seien. "Für so eine große Zahl an Menschen reichen die Vorräte aber nicht. Unser Hauptanliegen ist jetzt, dass die Türkei ihre Grenze wieder öffnet."