Hilfswerke fordern Staaten zu mehr Syrien-Hilfe auf

Kinder im Flüchtlingscamp Arin Mirxan im türkischen Grenzgebiet zu Syrien.
Foto: epd-bild/Christian Ditsch
Kinder im Flüchtlingscamp Arin Mirxan im türkischen Grenzgebiet zu Syrien.
Hilfswerke fordern Staaten zu mehr Syrien-Hilfe auf
Rund 100 internationale Hilfsorganisationen haben die Staatengemeinschaft zu einem stärkeren Engagement für die syrische Bevölkerung aufgerufen. Millionen Syrer sind auf der Flucht.

Es müsse sichergestellt werden, dass alle Bedürftigen versorgt werden könnten, forderten die Organisationen, darunter das Bündnis "Aktion Deutschland Hilft", die Welthungerhilfe und Save the Children am Montag. In den Nachbarländern Syriens sei die Versorgung immer schlechter, die Flüchtlinge hätten nur geringe Chancen auf Arbeit, die Armut der Geflohenen nehme unbekannte Ausmaße an.

Eine politische Lösung des Konflikts muss nach Einschätzung der Hilfswerke forciert und eine Finanzierung der Hilfsmaßnahmen dringend sichergestellt werden. Derzeit laufen in Genf Friedensgespräche mit dem Regime von Diktator Baschir al-Assad und verschiedenen Rebellenorganisationen. Am Donnerstag treffen sich auf Einladung von Deutschland, Großbritannien, Norwegen und den UN die Industrienationen in London zu einer Geberkonferenz für die Syrien-Nothilfe.

Oxfam: Hauptlast tragen die Nachbarländer

Nach Berechnungen der Entwicklungsorganisation Oxfam waren für 2015 rund 8,9 Milliarden US-Dollar für die Syrien-Hilfe nötig, für 2016 sind es 9,3 Milliarden Dollar. Laut UN kam von den allein von ihnen benötigten 8,4 Milliarden Dollar jedoch nur die Hälfte zusammen.

Oxfam kritisierte, die ärmeren Länder schulterten die Hauptlast des Syrien-Krieges, während viele reiche Länder ihren Anteil nur teilweise oder gar nicht übernähmen. Demnach tragen Staaten wie Katar, Saudi-Arabien und die USA finanziell nur einen Bruchteil dessen bei, was ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft entspricht. Zu den wenigen Ausnahmen gehörten Deutschland, Norwegen und Kuwait, die deutlich mehr als ihren "gerechten Anteil" aufgewendet hätten.

Die Hauptlast aber tragen laut Oxfam die ärmeren Nachbarländer Syriens: Demnach haben Jordanien und der Libanon im vergangenen Jahr mehr als das 50- beziehungsweise 60-Fache dessen geleistet, was ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft angemessen wäre.

Millionen auf der Flucht

"Die Besinnung auf die Einhaltung von verbindlichen humanitären Vereinbarungen und deren Umsetzung ist jetzt das wichtigste und vielleicht das einzige Mittel, um den Menschen grundlegend und perspektivisch helfen zu können", sagte die Geschäftsführerin von "Aktion Deutschland Hilft", Manuela Roßbach. Der Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime, mehreren Rebellen und Terrororganisationen dauert seit 2011 an. Mehr als 250.000 Menschen wurden bislang getötet, Millionen Syrer sind auf der Flucht. Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" schätzt, dass momentan zwischen 1,5 und zwei Millionen Syrer belagert und von humanitärer Hilfe abgeschnitten sind.