Haariger Trend: Handel mit Pelzen boomt

epd-bild / Tanja Askani
Der Marderhund ist wegen seines üppigen Unterfells ein begehrter Pelzlieferant.
Haariger Trend: Handel mit Pelzen boomt

Pelze sind wieder in - sowohl echte als auch unechte. Verbraucher haben wieder weniger Skrupel beim Kauf von echten Pelzen. Das war nicht immer so.

Frankfurt a.M. (epd)An Jackenkapuzen, Mützen und Handschuhen prangt in diesem Winter Pelz in allen Variationen - nicht selten ist er echt. Dabei war Pelztragen lange Zeit ein Tabu, der Inbegriff von Tierquälerei. In Befragungen sehen deutsche Verbraucher das auch immer noch so. Beim Shoppen schlage das Gewissen der heutigen Generation beim Pelz aber weniger zu als vor der Jahrtausendwende, sagt Trendforscher Peter Wippermann.

Da steckt Tier drin

Ins Innere der vielen Mützen schauen auf dem Weihnachtsmarkt nur wenige. Im Winter 2015 interessiert ihr Fellbesatz vor allem von außen: Waschbärstreifen oder doch lieber die silbergrauen Haarbüschel zum weißen Strick? Mützen und Handschuhe mit Fellbesatz sind ein Renner in der Wintermode - wie die haarigen Aufsätze an Kapuzen. Heute bei kaltem Nieselregen zwischen Glühweinständen auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt sind sie besonders gefragt. Kosten: zwischen acht und 20 Euro.

"Viele gehen wegen dieser Preise davon aus, dass das kein echter Pelz ist", sagt Lea Schmitz vom Tierschutzbund. "Das stimmt aber nicht immer." Tatsächlich zeige das Innere der Mützen an Marktständen und in Kaufhäusern Unterschiedliches: "100 Prozent Polyester" oder aber "enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs". Das fordert die EU-Textilkennzeichnungsverordnung für Kleidung in Europa, die zu mindestens 80 Prozent aus Textil besteht. Hier steckt also Tier drin.

"Wie das Tier gehalten und wie es getötet wurde, muss nicht genannt werden", sagt Schmitz. Auch gebe es keine Bußgeldvorschrift, wenn der Hinweis auf Tierisches weggelassen wird. "Das reicht so überhaupt nicht", sagt Schmitz. "Wir haben auch schon mehrfach in Kunstfell Echtfell entdeckt." Meistens komme es vom chinesischen Marderhund - wie bei vielen der günstigen Fellaccessoires. "Das kann billiger sein als Kunstpelz."

Pelzindustrie boomt

Das Wort "Marderhund" oder auf englisch "racoon dog" tauche aber so gut wie nie auf dem europäischen Markt auf. "Da wird hierzulande zu schnell ans Haustier gedacht", sagt Schmitz. Und für das gebe es dann doch zu viel Mitleid.

Ansonsten habe sich die Haltung zum Pelz verändert, sagt der Hamburger Trendforscher Wippermann. "Das Ethische ist mir jetzt gerade egal", beschreibt er die Einstellung beim Kauf. Noch in den 90er Jahren seien die Tierschutz-Kampagnen mit blutigen Bildern abgezogener Felle viel präsenter gewesen. "Die Pelzmode ist dann über gefälschte Pelze zurückgekommen." Haarige Kragen und Kapuzen wurden hip, "echter Pelz ist dann eine sozial akzeptierte Variante dieser Mode geworden - die mit dem Luxusimage", sagt Wippermann.

Tatsächlich boomt die Pelzindustrie: Rund 87 Millionen Felle werden jährlich produziert, zeigen die Zahlen des internationalen Pelzverbandes IFF, vor allem der chinesische Markt wächst. "Pelz ist auf den Straßen und auf den Laufstegen weltweit zu sehen", sagt Susanne Kolb-Wachtel vom Deutschen Pelz Institut. Bewusst, glaubt sie. "Es lassen sich hier immer mehr Leute ihre Kunstfellkragen umarbeiten." In echten Pelz.

Schwer zu erkennen

Eigentlich lehnen 86 Prozent der Deutschen das Halten und Töten von Tieren für die Mode jedoch ab, zeigt eine repräsentative Umfrage für die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" aus dem Jahr 2014. "Echtpelz ist für Käufer aber bei Accessoires wie Schlüsselanhängern schwer zu erkennen", sagt deren Wildtierexperte Thomas Pietsch. Dennoch: "Am Tierleid bei der Pelzproduktion hat sich ja nichts geändert, auch wenn die Mode nicht mehr auf ganze Mäntel, sondern auf kleine Teile setzt", sagt Schmitz vom Tierschutzbund.

Seit die Weihnachtsmärkte gestartet sind, läuft auch die Kampagne "Pelz ist peinlich" über die sozialen Medien. "Wir wollen die deutschen Verbraucher wieder aufrütteln", erklärt Schmitz. "Für Luxus wie Mode sollte nicht gequält und gestorben werden."