Im Auftrag der Nächstenliebe

epd-bild/Dioezesan-Caritasverband Paderborn
Caritas-Zentralstation in Paderborn 1971.
Im Auftrag der Nächstenliebe

Die katholischen Caritasverbände feiern ihr 100-jähriges Bestehen, den Auftakt macht am 8. Dezember Paderborn. Ihren Prinzipien ist die Caritas stets treu geblieben: Nächstenliebe und Hilfe im Auftrag der Kirche.

Paderborn (epd)"Flammescat ignis caritatis" - "Auflodern möge die Flamme der Nächstenliebe" schallte den etwa 600 Vertretern karitativer Vereinigungen bei der Gründung des "Caritasverbandes für das Bistum Paderborn" entgegen. Schauplatz des historischen Ereignisses war der Pfarrsaal der St.-Josephs-Gemeinde in der Dortmunder Nordstadt. Dort gründete der Paderborner Bischof Karl Joseph Schulte (1871-1941) am 8. Dezember 1915 einen der bundesweit ersten Diözesan-Caritasverbände. 100 Jahre später wird das Jubiläum am Gründungsort mit einem Festakt begangen.

Vielfältige Tätigkeitsfelder

Nomen est omen: Caritas, lateinisch für Nächstenliebe, ist nicht nur der Name des katholischen Wohlfahrtsverbands. Klaus Baumann, Professor für Caritaswissenschaften an der Universität Freiburg, sieht darin auch das Grundprinzip der Caritas: "Wir helfen, weil wir Christen sind." Die Tätigkeitsfelder des Verbands sind vielfältig: Sie reichen von der Kinder- und Jugendarbeit über die Kranken- und Altenpflege bis hin zur Flüchtlingshilfe. Ziel der Caritas sei stets, "das soziale Netz so dicht zu flechten, dass niemand durchfallen muss", erklärt Baumann.

Mit der Absicht, den Schwachen der Gesellschaft zu helfen, seien bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts erste karitative Hilfsvereine entstanden, sagt Karl Gabriel, Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster. Daraus hätte sich eine ganze Bewegung formiert, die 1897 in der Gründung des "Charitasverbands für das katholische Deutschland" durch Priester Lorenz Werthmann gipfelte. Die Infrastruktur des Verbands blieb jedoch zunächst unübersichtlich. So hätten viele Bischöfe ihre Zustimmung zur Gründung diözesaner Caritasverbände aus Sorge um ihre Entscheidungsgewalt verweigert, erklärt Gabriel.

Schwerpunkt Flüchtlingsarbeit

Im Gegensatz zu seinen Amtskollegen teilte Bischof Schulte deren Widerstand nicht. Stattdessen gründete er 1915 den Diözesan-Caritasverband Paderborn. Dessen Ziel war, die bestehenden Hilfen besser zu koordinieren. Ein Jahr später folgten ihm unter anderem die Bischöfe der Diözesen Köln und Münster. Zuvor war bei der Fuldaer Bischofskonferenz 1916 der Caritasverband als Zusammenfassung der Diözesan-Verbände anerkannt worden.

Auch heute noch organisiert sich die Arbeit der Caritas in den 27 Verbänden der Diözesen. Die Arbeitsfelder des Verbands hätten sich seit seiner Gründung kaum verändert, sagt Gabriel. Auch bei der Flüchtlingsarbeit der Caritas sehe er Parallelen zwischen der heutigen Situation in Deutschland und der nach dem Zweiten Weltkrieg.

Damals seien die Jahre nach 1945 "Hochzeiten für die Caritas" gewesen, erklärt Gabriel. Während des Nationalsozialismus in Deutschland hatte der Verband weiterhin bestehen bleiben dürfen, allerdings in stark eingeschränkter Form. So konnte sich die Caritas nach Kriegsende umgehend um Millionen Flüchtlinge kümmern.

Optimistische Prognose

Personell habe der Verband besonders ab den 1960er Jahren einen immer stärkeren Zuwachs erfahren, berichtet Gabriel. Dabei habe die Zahl der ehrenamtlichen Mitglieder den Anteil der Ordensangehörigen zunehmend übertroffen. Inzwischen beschäftigt die Caritas etwa 590.000 fest angestellte Mitarbeiter sowie rund 500.000 ehrenamtliche Helfer, sagt Claudia Beck, Pressesprecherin des Deutschen Caritasverbands.

Karl Gabriel von der Uni Münster wagt für die Caritas eine optimistische Prognose: "Die Bedeutung der Caritas für die katholische Kirche und das Ansehen des Verbands in der Gesellschaft werden weiter wachsen."