Verbände kritisieren Stellenabbau beim «Spiegel»

epd-bild / Stephan Wallocha
Das "Spiegel"-Verlagsgebäude in der Hamburger Hafencity.
Verbände kritisieren Stellenabbau beim «Spiegel»
Etwa 150 Stellen sollen beim Nachrichtenmagazin «Spiegel» wegfallen. Bei Gewerkschaften stoßen die Pläne auf Kritik.

Berlin, Hamburg (epd)Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und die Gewerkschaft ver.di kritisieren den angekündigten Stellenabbau beim "Spiegel". "Mir ist nicht klar, wie der 'Spiegel' nach dem geplanten Aderlass an qualifizierten Journalistinnen und Journalisten seine eigenen journalistischen Qualitätsstandards noch halten will", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall am Mittwoch in Berlin. Das Hamburger Nachrichtenmagazin hatte am Dienstag bekanntgegeben, dass etwa 150 der 727 Vollzeitstellen wegfallen sollen, davon 35 in den Redaktionen.

Nach Schätzungen des DJV könnten 200 Beschäftigte von den Stellenstreichungen betroffen sein, davon ein Drittel im redaktionellen Bereich. "Spiegel"-Geschäftsführer Thomas Hass schloss auch betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. DJV-Chef Überall sagte: "Ich erwarte von den Verantwortlichen den vollständigen Verzicht auf Kündigungen." Der Verband begrüßte ein Moratorium, das die "Spiegel"-Geschäftsführung mit dem Betriebsrat vereinbart habe. Demnach werde bis Ende Mai 2016 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet.

Neue journalistische Angebote

Ver.di-Fachbereichsleiter Martin Dieckmann erklärte, das Signal, das der Verlag aussende, sei verheerend für den "Spiegel" als Marke und Unternehmen: "Man kann nicht zahlreiche Zukunftsprojekte im Verlag starten und gleichzeitig zum Abriss übergehen." Der Spiegel-Verlag sei wirtschaftlich stark genug, um bei einer Neuausrichtung auf Kündigungen und Stellenabbau zu verzichten.

Der Spiegel will mit dem "Agenda 2018" genannten Restrukturierungsprogramm etwa 15 Millionen Euro pro Jahr sparen. Zur Agenda gehört auch eine Neuaufstellung des journalistischen Portfolios. So sollen Online-Artikel für spezielle Zielgruppen künftig kostenpflichtig sein. Neu wird der kompakte "Spiegel daily" sein, der am späten Nachmittag die Meldungen des Tages anbietet und mit Hintergrund anreichert. Außerdem sind Regionalteile im Heft geplant: Mit acht Seiten soll eine erste Ausgabe für Nordrhein-Westfalen im Februar 2016 erscheinen.

Hauptgesellschafter des "Spiegels" sind die Mitarbeiter, die über eine eigene KG 50,5 Prozent am Unternehmen halten. Weitere Anteilseigner sind der Verlag Gruner + Jahr und die Erben des Magazingründers Rudolf Augstein. Die "Spiegel"-Gruppe beschäftigt - inklusive "Spiegel Online" und Spiegel TV - rund 1.100 Mitarbeiter.