Guatemala steht vor Stichwahl um die Präsidentschaft

Guatemala steht vor Stichwahl um die Präsidentschaft
Überraschend hat bei der Präsidentenwahl in Guatemala ein politischer Newcomer die meisten Stimmen gewonnen. Doch der Schauspieler und Komiker Jimmy Morales trat für eine Partei an, die von Militärs gegründet wurde.

São Paulo (epd)In Guatemala kommt es zu einer Stichwahl um die Präsidentschaft. Im ersten Wahlgang am Sonntag landete überraschend der Komiker und Schauspieler Jimmy Morales ganz vorn. Nach der Auszählung von rund 86 Prozent der Stimmen kam der 46-jährige Politneuling auf 25,4 Prozent, wie die nationale Wahlbehörde am Montagmorgen (Ortszeit) mitteilte. Auf Platz zwei folgte der Unternehmer Manuel Baldizón von der konservativen Partei Líder mit 18,9 Prozent. Die beiden Favoriten müssen sich am 25. Oktober einer Stichwahl stellen.

Gegner der Korruption

Der Politik-Newcomer Morales tritt für die rechtskonservative Partei FCN an, die von Militärs gegründet wurde. Er gilt als Gewinner der politischen Krise Guatemalas. "Die Menschen sind der Korruption müde", sagte er in einer ersten Reaktion. "Das spiegelt sich in dem Wahlergebnis wider." Morales gilt als unabhängig und fern korrupter Machenschaften. Er baute seinen Vorsprung unter dem Eindruck der Korruptionsaffäre aus, die zum Rücktritt und zur Inhaftierung von Präsident Otto Pérez Molina führte.

"Ich bin in die Politik gegangen, weil ich meine Ehre als Guatemalteke verteidigen will", sagte Morales, der seit 2013 Generalsekretär seiner Partei ist. Der Evangelikale gibt sich als entschiedener Gegner der Korruption und hat er seine Anhänger vor allem in der unteren Mittelschicht. In Guatemalas Geschichte gab es immer wieder Militärdiktaturen. Der Armee werden brutale Massaker während des Bürgerkriegs gegen die linksgerichtete Guerilla (1960-1996) vorgeworfen.

Der Zweitplatzierte Baldizón rief seine Anhänger via Kurznachrichtendienst Twitter auf, das Endergebnis abzuwarten und alle Kraft für die Stichwahl sammeln. Er gilt als populistischer Volkstribun, der vor allem den mehr als sieben Millionen Armen Versprechungen macht. Der 45-jährige Anwalt und Multimillionär zählt auch zu den Befürwortern der Todesstrafe. Allerdings werden auch ihm und seiner Partei Verbindungen zum organisierten Verbrechen nachgesagt.

Zahlreiche Festnahmen während der Wahl

Während der Wahl wurden zahlreiche Zwischenfälle gemeldet. Die Beobachterorganisation Mirador Electoral berichtete von versuchtem Wahlbetrug und Stimmenkauf in Guatemala-Stadt und San Marcos. Die Staatsanwaltschaft bestätigte "schwerwiegende Verdachtsmomente". In einigen Orten randalierten unzufriedene Parteianhänger vor den Wahllokalen. Es gab zahlreiche Festnahmen.

Überschattet war die Wahl in dem mittelamerikanischen Land von dem Korruptionsskandal um den bisherigen Präsidenten Pérez Molina. Er soll einer der Drahtzieher eines Netzwerks gewesen sein, mit dem Zollgebühren in Millionenhöhe unterschlagen wurden. Der 64-Jährige trat erst in der Nacht zum Donnerstag zurück, nachdem ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt war. Die rund 7,5 Millionen Wähler waren auch aufgerufen, 158 Kongressabgeordnete, 338 Bürgermeister und 20 Abgeordnete des Mittelamerikanischen Parlaments zu wählen.