«Ärzte ohne Grenzen» will internationale Ermittler zu Kundus

«Ärzte ohne Grenzen» will internationale Ermittler zu Kundus
Die Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» will die Bombardierung einer Klinik in Afghanistan durch die US-Luftwaffe von internationalen Ermittlern untersuchen lassen. Die Verantwortlichen müssten bestraft werden.

Genf (epd)Der Angriff auf das Krankenhaus in Kundus mit 22 Toten sei auch ein Angriff auf das humanitäre Völkerrecht, betonte Joanne Liu, Präsidentin von "Ärzte ohne Grenzen", am Mittwoch in Genf. Liu forderte, dass die völkerrechtlich verankerte Internationale Ermittlungskommission (International Humanitarian Fact-Finding Commission) den Luftangriff auf die Klinik von "Ärzte ohne Grenzen" aufklären soll. Die Kommission könne eine unabhängige und unparteiische Arbeit garantieren. Eine von den USA geführte Untersuchung sei dagegen nicht glaubwürdig. Die Verantwortlichen für die Bombardierung müssten bestraft werden, forderte Liu.

Die Internationale Ermittlungskommission mit Sitz in Bern geht auf das Zusatzprotokoll von 1977 zu den Genfer Konventionen zurück. Laut Protokoll ist die Kommission dafür zuständig, "alle Tatsachen zu untersuchen, von denen behauptet wird, dass sie eine schwere Verletzung" des humanitären Völkerrechts darstellen.

Hilfsorganisation: Bombardierung Kriegsverbrechen

Bislang haben 76 Staaten die Ermittlungskommission anerkannt, die USA und Afghanistan gehören aber nicht dazu. Diplomaten betonen, dass ohne Einwilligung und Unterstützung der USA und Afghanistans keine unabhängige internationale Untersuchung der Luftschläge möglich sei.

Das US-Militär hatte das Krankenhaus von "Ärzte ohne Grenzen" in der umkämpften Stadt Kundus am Samstag bombardiert. Die Hilfsorganisation spricht von einem Kriegsverbrechen, da die GPS-Daten zum Standort der Klinik den Streitkräften übermittelt worden seien. Nach amerikanischen Militärangaben hatte die afghanische Armee die Bombardierung angefordert, weil sich in der Klinik radikal-islamische Taliban aufgehalten hätten. "Ärzte ohne Grenzen" weist diesen Vorwurf entschieden zurück.