Oxfam-Studie fordert von G-7 schnellen Kohleausstieg

Oxfam-Studie fordert von G-7 schnellen Kohleausstieg
Ohne einen raschen weltweiten Ausstieg aus der Kohleverstromung drohen nach Einschätzung von Experten jährliche Folgeschäden durch den Klimawandel in dreistelliger Milliardenhöhe. Deshalb müssten sich die Staats- und Regierungschefs der G-7-Staaten auf verbindliche Pläne für einen Kohleausstieg einigen, fordert eine neue Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam, die in Berlin vor Beginn des G-7-Treffens veröffentlicht wurde.

Der Bericht mit dem Titel "Let them eat coal" (englisch: "Lasst sie Kohle essen") kritisiert unter anderem, dass seit der Kopenhagener Klimakonferenz 2009 fünf der G-7-Staaten, darunter Deutschland, ihren Kohleverbrauch sogar gesteigert hätten.

Der Klimawandel beeinträchtige die Lebensgrundlagen der Menschen in armen Ländern durch Dürren, Stürme und Überschwemmungen, erklärte Kiri Hanks von Oxfam Großbritannien bei der Präsentation der Studie. Da Kohleverstromung erheblich zum Klimawandel beitrage, sei es unverantwortlich, weiter auf Kohle zu setzen.

450 Milliarden US-Dollar jährlich Folgekosten

Demnach betragen die Folgekosten für die Emissionen aus Kohlekraftwerken der sieben führenden Industrienationen ab dem Ende des Jahrhunderts 450 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Bereits um 2080 würden jährlich sieben Millionen Tonnen Nahrungsmittel den Emissionen der G-7-Kohlekraftwerke zum Opfer fallen. Das entspreche auf Lastkraftwagen verladen einer Schlange von Garmisch-Partenkirchen bis Nowosibirsk, hieß es.

Oxfam entwirft in dem Bericht für die einzelnen G-7-Staaten unterschiedliche Kohle-Ausstiegsszenarien. Danach könnte beispielsweise Frankreichs Energieversorgung 2020 vollständig kohlefrei sein, die Deutschlands hingegen erst 2040. Für Italien prognostiziert Oxfam kohlefreie Energieerzeugung in den frühen 2020er Jahren, für Großbritannien im Jahr 2023 sowie für Kanada und die USA im Jahr 2030.

Schrittweiser Ausstieg aus der Kohle gefordert

"Wir brauchen jetzt ein wichtiges Signal", erklärte Jörn Kalinski von Oxfam Deutschland mit Blick auf die bevorstehende Klimakonferenz im Dezember in Paris. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sollte eine Führungsrolle beim G-7-Gipfel übernehmen und einen schrittweisen Ausstieg aus der Kohle ankündigen. Nur so könne die Bundesregierung ihr Ziel erreichen und die Treibhausgasemissionen bis 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 senken, sagte Kalinski.

Unterstützung erhält Oxfam unter anderem von Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation appellierte an die führenden Industriestaaten, den Kohleausstieg zu forcieren. Es sei möglich, bis 2050 die Weltwirtschaft zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umzustellen, sagte der stellvertretende Leiter der Politischen Vertretung von Greenpeace in Berlin, Tobias Münchmeyer. Der am Sonntag beginnende G-7-Gipfel werde zeigen, ob Merkel künftig Klima- oder Kohlekanzlerin sein wolle.

Die Energieexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert, forderte weitere Maßnahmen, um das bis 2020 angestrebte Ziel der Senkung der Treibhausgasemissionen zu erreichen. Nötig sei nach dem Atomausstieg der Kohleausstieg, sagte Kemfert. Deutschland sei derzeit weit davon entfernt, Klima-Musterschüler zu sein.