TV-Tipp: "Bella Block: Die schönste Nacht des Lebens", 20.15 (ZDF)

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TV-Tipp: "Bella Block: Die schönste Nacht des Lebens", 20.15 (ZDF)
Der Name "Gorch Fock" fällt kein einziges Mal, aber man kann getrost davon ausgehen, dass Susanne Schneider durch die zum Teil mysteriösen und bis heute nicht restlos aufgeklärten Todesfälle auf dem Segelschulschiff zu ihrem Drehbuch für den vorletzten Fall der Hamburger Hauptkommissarin a.D. Bella Block inspiriert worden ist.

Der vom vorzüglichen Krimiregisseur Andreas Senn inszenierte Film lebt nicht zuletzt vom ausgezeichnet fotografierten Blick hinter die Kulissen einer in sich abgeschlossenen Welt, in der eigene Regeln gelten (Kamera: Philipp Sichler). Eine Gruppe junger Kadetten gegen diese ungeschriebenen Kameradschaftsgesetze verstoßen; das wird Bella Block (Hannelore Hoger) rasch klar, als Staatsanwalt Mehlhorn (Hansjürgen Hürrig) sie nach dem Tod eines Kadetten um Hilfe bittet. Der junge Mann ist angeblich von einem Mast gefallen, weist aber Verletzungen auf, die er sich nicht beim Sturz zugezogen haben kann. Nun soll die pensionierte Kriminalkommissarin dort ermitteln, wo die Befugnisse der Polizei enden, und je mehr sich die Marine bemüht, den Vorfall unter den Teppich zu kehren, desto hartnäckiger hakt die moralisch empörte Pensionärin nach.

Schneiders sorgfältig recherchiertes Drehbuch ist bei Senn in den besten Händen. Der Schweizer hat unter anderem sehenswerte Thriller wie "Verfolgt – Der kleine Zeuge" (Sat.1, 2012) oder "Verschollen am Kap" (ZDF, 2011) gedreht, aber mit dem Psychodrama "Kein Entkommen" (2014, ebenfalls ZDF) bewiesen, dass er auch eine Spannung hinter den Bildern zu inszenieren weiß. Die resultiert hier nicht zuletzt aus dem Zusammenspiel gerade der jungen Darsteller, die die Kadetten mit großer Glaubwürdigkeit verkörpern. Besonders auffällig in dieser lange Zeit traditionell Männern vorbehaltenen Welt sind naturgemäß zwei junge Frauen (Michelle Barthel und Carolin Genzkow, das preisgekrönte Duo aus "Keine Angst"), die gemeinsam mit ihren nicht minder überzeugend gespielten Kameraden (Jannis Niewöhner, Vincent Krüger, Leonard Carow) ein düsteres Geheimnis hüten. Bella Block kommt ihnen auf die Spur, als sie erkennt, dass der tote junge Mann homosexuell war, was heutzutage, wie die Marinevertreter (allen voran und unangenehm gut: Christian Redl als Marine-Inspekteur) wortreich versichern, überhaupt kein Problem mehr darstelle. Trotzdem ist diese Entdeckung erst der halbe Schritt zu Wahrheit.

Kleine, aber feine Rolle für Rainer Bock

Natürlich macht die Welt des Schulschiffs den besonderen Reiz des Films aus, aber großen Anteil an der emotionalen wie auch der darstellerischen Komplexität hat der Einfall, die ehemalige Kommissarin mit einem Kollegen zu konfrontieren, der ihr heute noch nachträgt, dass sie einst bei der Beförderung bevorzugt wurde; eine kleine, aber feine Rolle für Rainer Bock. Und wie schon in früheren Beiträgen der Reihe zeigt sich auch diesmal wieder, wie gut es den Filmen tut, wenn der Altersdurchschnitt auf Seiten der Polizei rapide gesenkt wird; und das nicht nur, weil Block ihre junge Kollegin (Claudia Eisinger) unerkannt auf eine der beiden Kadettinnen ansetzen kann.