"Pegida" ist weg von den Straßen, aber nicht aus den Köpfen

Illustration: evangelisch.de/Simone Sass
"Pegida" ist weg von den Straßen, aber nicht aus den Köpfen
Es sind nur noch Tausende, die im Namen von "Pegida" auf die Straße gehen, nicht mehr Zehntausende. Aber die Unzufriedenheit, die die Demonstranten antrieb, ist noch da. Wo sucht sie sich ein neues Ventil?

Die großen "Pegida"-Demonstrationen sind an ihr Ende gekommen. Nach der Aufspaltung des Vereins zwischen Kathrin Oertel und Lutz Bachmann konnte am Sonntag und Montag keine der beiden Gruppen die Massen mobilisieren, wie es "Pegida" seit Herbst 2014 gelungen war. Aber die Ressentiments und Ideen, die dahintersteckten, sind nicht auf einmal verschwunden. Sie sind noch da. Die Frage ist: Was wird jetzt daraus?

Drei Punkte lassen sich ausmachen, die die Spaltung der Straßen-"Pegida" deutlich zeigen: Initiatorin Kathrin Oertel war Mitte Januar bei Günther Jauch - ein deutlicher Bruch mit der Ablehnung der "Mainstream"-Presse, die "Pegida" bis dahin auszeichnete. Mit dem Leipziger Ableger, der einen eigenen radikaleren Forderungskatalog aufstellte, wollte sich der bürgerliche Teil der "Pegida"-Führung nicht gemein machen. Die Trennung von Lutz Bachmann nach seinem "Hitler-Selfie" auf Facebook diente als deutliche Abgrenzung zu Neonazis, die ein Teil der "Pegida"-Demonstranten auch nicht sein wollten.

Nun ist Lutz Bachmann mit seinen ausländerfeindlichen Parolen zu "Pegida" zurückgekehrt, und das ursprüngliche Bündnis aus bürgerlich-konservativen und neonazistischen Rechten existiert nicht mehr. Die Ideen, die die Massen mobilisierten, werden jetzt ein neues Ventil finden. Davon kann politisch vor allem die AfD profitieren - schließlich suchten viele der "Pegida"-Teilnehmer genau danach, nach einer "Alternative für Deutschland", die dafür sorgt, dass alles wieder besser wird, zumindest für sie selbst, am besten noch mit weniger Ausländern.

Die Unzufriedenheit bleibt

Der Erfolg der ursprünglichen "Pegida" hat gezeigt, dass diese Unzufriedenheit mit der eigenen Lage, dem Sozialsystem, den Entscheidungen der Politik und der Offenheit unserer Gesellschaft dazu taugt, viele Menschen zu mobilisieren. Sobald es aber in konkrete Verhandlungen um inhaltliche Positionen geht, um Diskussionen im Fernsehen und die Anpassung von radikalen Positionen hin zu einem eher durchsetzbaren Forderungskatalog, sind viele Unterstützer weg.

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Deswegen ist fraglich, ob die "Pegida"-Unterstützer der gemäßigten Richtung überhaupt zur Wahl gehen. Denn der Protest auf der Straße zeigte eine große Unzufriedenheit mit dem Politikbetrieb auf, dem sich ja auch die AfD verschrieben hat. Diese vielen Unzufriedenheiten sind nicht auf einmal weg, nur weil nur noch ein paar Tausend statt Zehntausende montags in Dresden auf die Straße gehen.

Und die Ressentiments, die "Pegida" schürte, sind natürlich auch noch da. Vielleicht finden sie in der AfD eine demokratische Heimat. Das hält unsere parlamentarische Demokratie aus, das gehört nun einmal dazu. Es bleibt trotzdem die Sorge, dass "Pegida" eine ablehnende Haltung gegen vieles, was unsere offene Gesellschaft ausmacht, wieder stärker gesellschaftsfähig gemacht hat. Das werden wir in Zukunft weiter beobachten müssen. In unserem Engagement für eine friedliche, gemeinsame, offene, von christlicher Nächstenliebe bewegte Gesellschaft sollten wir als Christen deswegen nicht nachlassen und weiterhin sagen: #nichtinmeinemnamen.