Kammer-Präsident kritisiert lange Wartezeiten auf Psychotherapien

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Kammer-Präsident kritisiert lange Wartezeiten auf Psychotherapien
Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Rainer Richter, hat die langen Wartezeiten auf Behandlungsplätze bei Psychotherapeuten kritisiert.
13.01.2015
epd
Sebastian Stoll

"Ein psychisch Kranker wartet in Deutschland im Schnitt über drei Monate auf einen ersten Termin bei einem niedergelassenen Therapeuten", sagte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die eigentliche Behandlung beginne oft erst weitere drei Monate später.

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Ein so langes Warten sei "nicht zumutbar", stellte Richter klar. "Auch psychische Erkrankungen chronifizieren, wenn sie nicht frühzeitig behandelt werden." Betroffene sollten nicht länger als körperlich Kranke auf eine Behandlung warten müssen: "Das heißt, nicht länger als vier Wochen."

Der Präsident warf der Politik eine falsche Bedarfsplanung bei der Anzahl der benötigten Therapeuten vor. Es werde mit fehlerhafte Zahlen aus dem Jahr 1999 gerechnet, so dass auf dem Papier eine angebliche Überversorgung entstehe: "Wir brauchen grundsätzlich mehr niedergelassene Psychotherapeuten, sonst ist die Unterversorgung nicht zu beheben."

Richter regte zudem die Einführung einer sogenannten psychotherapeutischen Sprechstunde an, in der zunächst festgestellt werde, was einem Patienten fehle und was für ihn getan werden könne: "Das muss nicht immer eine psychotherapeutische Behandlung sein. Eine solche Sprechstunde ist für körperliche Erkrankungen längst die Regel."

Patienten mit dringendem Behandlungsbedarf könnten sich seinen Angaben nach im Notfall an einen privat abrechnenden Therapeuten wenden. Sei anderweitig kein Platz zu finden, müssten in diesem Fall die Kassen die Kosten der Behandlung erstatten, erläuterte der Experte.