Bischöfe werben für Solidarität mit Flüchtlingen

Bischöfe werben für Solidarität mit Flüchtlingen
Die Kirchen richten zum Weihnachtsfest den Blick auf jene, die angesichts von Krieg und Gewalt Zuflucht suchen. Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm sieht die europäischen Staaten in der Pflicht, das Sterben im Mittelmeer zu beenden.

Unmittelbar vor Weihnachten werben evangelische und katholische Bischöfe für Solidarität mit Flüchtlingen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte eine Neuausrichtung der europäischen Flüchtlingspolitik. "Das christliche Europa hat heute die Aufgabe, seinen Umgang mit Flüchtlingen so neu zu ordnen, dass kein Mensch mehr im Mittelmeer ertrinken muss", schreibt Bedford-Strohm in seiner am Dienstag verbreiteten Weihnachtsbotschaft. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, bezeichnete die Flüchtlingshilfe als Signal, dass Solidarität keine Theorie, sondern gelebte Praxis sei.

An Heiligabend wird Bedford-Strohm in München eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge besuchen. Europa müsse zu einer globalen Kraft werden und mit fairen Handelsbeziehungen dazu beitragen, dass Menschen nicht mehr fliehen müssen, schreibt der EKD-Ratsvorsitzende: "Europa ist ein Friedensprojekt, für das es sich einzusetzen lohnt."

"Flüchtlinge bereichern uns"

Kardinal Marx unterstrich, Solidarität mit den Flüchtlingen zeige sich gerade auch durch Tausende Stunden oft ehrenamtlicher Arbeit. Die Helfer machten mit ihrem Einsatz deutlich, dass Flüchtlinge willkommen seien. Neben der konkreten Hilfe gebe es auch eine intensive Unterstützung in Gebetsgemeinschaften, ökumenischen Gottesdiensten und Friedenswachen. "Gebet und konkrete Hilfe gehören in dieser für die Menschen oft dramatischen Situation unteilbar zusammen", sagte Marx. Die Botschaft von Weihnachten sporne dazu an, in der Hilfe für Menschen in Not nicht nachzulassen.

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"Unser Platz ist an der Seite der Flüchtlinge", sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann, in Frankfurt am Main. Die 17 ACK-Mitgliedskirchen rief er auf, die Aufnahme und menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen zu unterstützen. Die Kirchen aus den Ländern des Nahen Ostens stünden bei der Aufnahme von Flüchtlingen derzeit vor schweren Aufgaben, sagte der Bischof von Speyer. Dabei seien sie auf Unterstützung angewiesen. Flüchtlinge seien keine Bedrohung, sondern "bereichern uns, und wir tragen für sie Verantwortung, egal welche Religion oder welche Konfession sie haben", unterstrich der Vorsitzende des ökumenischen Zusammenschlusses.

Die Hamburger Bischöfin Kerstin Fehrs sagte, Weihnachten bedeute für sie, Zuwendung zu schenken: Respekt gegenüber Flüchtlingen, eine helfende Hand gegenüber Notleidenden und das Zuhören, wenn Menschen alleine sind.

"Wir alle sind Gott kostbar"

Der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck rief zu einer vorbehaltlosen Gastfreundschaft gegenüber Flüchtlingen auf. "Das Boot ist lange noch nicht voll", schreibt Overbeck in seiner Weihnachtsbotschaft: "Wir sind eine integrationsfähige Gesellschaft." Christen müssten dabei helfen, Raum zu schaffen für Solidarität und für die Achtung der Würde aller Menschen.

Der rheinische Präses Manfred Rekowski mahnte, den Wert eines Menschen nicht an seiner Leistungsfähigkeit festzumachen. "Unser Wert richtet sich bei Gott nicht nach unserem Nutzen, den wir noch für andere, für die Gesellschaft, für die Wirtschaft erbringen können", schrieb Rekowski in seinem Präsesblog zu Weihnachten. "Wir alle sind von Gott wertgeschätzt, wir sind ihm kostbar." Das gelte auch für Menschen auf der Flucht, betonte der evangelische Theologe.