Kirche kritisiert Görlitzer Unternehmer Stöcker

Kirche kritisiert Görlitzer Unternehmer Stöcker
Die evangelische Kirche hat den Görlitzer Unternehmer Winfried Stöcker nach fremdenfeindlichen Äußerungen scharf kritisiert.

Er sei über die Aussagen des Medizinprofessors und Unternehmers entsetzt, sagte der Görlitzer Generalsuperintendent der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Martin Herche, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag: "Mit seinen zynischen Äußerungen zu Flüchtlingen und Asylbewerbern hat er viele enttäuscht." Am Abend demonstrierten in Görlitz aus diesem Anlass nach Polizeiangaben fast 300 Menschen gegen Rassismus und Rechtsextremismus.

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Stöcker hatte in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der "Sächsischen Zeitung" unter anderem von "reisefreudigen Afrikanern" gesprochen, die "ungebeten über das Mittelmeer zu uns gelangen" und hier das Asylrecht missbrauchten. Er beschäftige zwar auch selbst Ausländer, darunter viele Türken, würde diese jedoch "am liebsten zurück in ihre Heimat schicken". Ausländer hätten "kein Recht, sich in Deutschland festzusetzen". Zuvor hatte Stöcker auch ein Benefizkonzert für Flüchtlinge in einem Kaufhausgebäude unmittelbar neben der Frauenkirche verboten. Das Konzert fand nun am Samstagabend auf dem Görlitzer Christkindelmarkt statt.

Auch der katholische Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt, Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos) und Vertreter von Parteien kritisierten Stöcker. Die rechtsextreme NPD gratulierte dem Unternehmer zu seinen Äußerungen.

Benefizkonzert fand trotzdem statt

Stöcker sei als Investor für das bedeutende historische Jugendstilkaufhaus der Stadt ein Hoffnungsträger für Görlitz gewesen, sagte Herche dem epd. Dass der 67-Jährige für seine Äußerungen nun auch viel Zustimmung bekomme, zeige, wie dringend eine gesellschaftliche Verständigung über gemeinsame Werte und die Folgerungen daraus für die Asyl- und Flüchtlingspolitik sei.

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Voraussetzung dafür seien jedoch die Bereitschaft aller Beteiligten, die Würde jedes Menschen zu achten, und der Wille, einander genau zuzuhören, betonte Herche: "Viele fühlen sich mit ihren frustrierenden Erfahrungen, Sorgen und Ängsten übersehen und nicht ernst genommen." Deshalb sei ein Dialog notwendig, für den auch die Kirche Raum bieten müsse. Das von Stöcker im Kaufhaus verbotene Benefizkonzert fand unter dem Motto "Jetzt erst recht" am Samstagabend auf dem Christkindelmarkt der Stadt statt.

Stöcker hatte das Görlitzer Kaufhaus, das durch den Kinofilm "The Grand Budapest Hotel" auch weltweit bekanntgeworden ist, 2013 gekauft und eine Sanierung des Jugendstilbaus von 1913 angekündigt. Das Kaufhaus hatte 2009 den Betrieb eingestellt.

Auch in Lübeck steht der Unternehmer Medienberichten zufolge nun in der Kritik. Dort wurde unter anderem gefordert, ihm seine 2011 von der Universität verliehene Ehrenprofessur wieder zu entziehen.