Hamburger Muslime: "IS-Terroristen haben mit Islam nichts zu tun"

Hamburger Muslime: "IS-Terroristen haben mit Islam nichts zu tun"
Die Terrorkämpfer der Organisation "Islamischer Staat" (IS) haben nach Ansicht des Hamburger Schura-Vorsitzenden Mustafa Yoldas "mit dem Islam nichts zu tun".

Nirgendwo auf der Welt werde der Islam als Religion derzeit "bestialischer mit den Füßen getreten" als in dem "Autoritäts-Vakuum Irak", das der ehemalige US-Präsident Georg W. Bush zu verantworten habe, sagte Yoldas am Samstag in der Hamburger Universität.

Der Studientag zum Thema "Religion und Gewalt" war Auftakt einer Ringvorlesung. Muslime hätten einzutreten für Gerechtigkeit, sagte Yoldas. Das gelte auch dann, wenn es Glaubensbrüder seien, die Unrecht täten. Jedes Unrecht müsse "im Namen der Menschheit" klar benannt werden. "1,5 Milliarden Muslime in aller Welt sollten die Deutungshoheit für den Islam nicht einer Hand von Banditen überlassen", sagte er.

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Die Buddhistin Carola Roloff vom Tibetischen Zentrum Hamburg wies darauf hin, dass niemand von Geburt an Terrorist sei. Dafür gebe es Ursachen, und an denen müsse man arbeiten. Friedensfähigkeit müsse vor einer Eskalation eingeübt werden. Sie beklagte, dass Friedensforscher oft erst dann gefragt würden und zu Worte kämen, wenn es zu spät sei.

Auch der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke forderte, den "Mythos Gewalt" zu durchleuchten und zu analysieren. Die "Lust am Bösen" liege offenbar tief im Menschen-Möglichen - das zeige sich bis in sprachliche Redewendungen hinein, wenn man zum Beispiel "etwas an sich reißen" oder gar "jemanden aus dem Weg räumen" wolle. Gegen Gewalt aller Art helfe eine "verlässliche Ordnung, die an Recht und Gerechtigkeit orientiert" sein müsse.

Der mennonitische Theologe Fernando Enns bezeichnete die Friedenstheologie als das zentrale Anliegen des Christentums. Es sei zu billig, die Waffenlieferungen an kurdische Kämpfer mit der Feststellung zu begründen, "man könne doch nicht nichts tun". Diese Aussage sei keine Rechtfertigung von Gewalt als Mittel gegen Gewalt. Vielmehr gehe es um die grundlegende Entwicklung einer "Haltung des Mitgefühls".

Die evangelische Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs sprach sich für mehr Bildung und die Einübung in gegenseitiges Verstehen aus. "Wir müssen im eigenen Haus aufräumen", sagte sie und erinnerte an den US-Militärhaushalt in Höhe von 640 Milliarden Dollar - der Bildungsetat sei kleiner. Auftrag der Kirche sei, das Wort Gottes zu verkündigen, und dieses "Wort" meine den Dialog. Bestes Beispiel dafür sei der in Hamburg praktizierte "Religionsunterricht für alle". In ihm würden Schüler die Weltreligionen "miteinander kennenlernen". So erhielten sie die Chance, "sich mit den Unterschieden zu befreunden".