Sterbehilfe: Warnung vor Kriminalisierung von Ärzten

Sterbehilfe: Warnung vor Kriminalisierung von Ärzten
Das Polizeirecht sieht nach Meinung von Experten bereits genügend Möglichkeiten zum Eingreifen vor. Die atheistische Giordano-Bruno-Stiftung plädiert indes für ein "Recht auf letzte Hilfe".

Kritiker eines kompletten Verbots organisierter Beihilfe zum Suizid haben erneut vor einer Änderung des Strafgesetzbuches gewarnt. Die geltende Rechtslage reiche vollkommen aus, sagte der Rechtsphilosoph Eric Hilgendorf von der Universität Würzburg am Freitag in Berlin. Eine "Neukriminalisierung von Ärzten" sei unnötig und schade den Medizinern mehr als sie ihnen nütze. Etwa im Falle einer Kommerzialisierung von Sterbehilfe sehe das Polizeirecht bereits Möglichkeiten des Eingreifens dagegen vor, betonte Hilgendorf, der den Bundestag mehrfach in Fragen des Medizinstrafrechts beraten hat.

Nach Angaben der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung sollte es ähnlich wie das Recht auf Erste Hilfe auch ein "Recht auf eine letzte Hilfe geben, um das Leben in Würde zu beschließen", sagte der Vorstandssprecher der Stiftung, Michael Schmidt-Salomon. Er verwies auf repräsentative Umfragen, wonach 87 Prozent der Bevölkerung der Ansicht sind, dass ein Mensch selbst entscheiden solle, wann und wie er sterben möchte. Dagegen wollten Politiker wie Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die Sterbehilfe durch Gesetze weiter einschränken, kritisierte Schmidt-Salomon.

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Der Chef der Zentralen Ethik-Kommission bei der Bundesärztekammer, Dieter Birnbacher, warnte in einer Stellungnahme vor Versuchen, die "ohnehin erheblich eingeengten Möglichkeiten der Sterbehilfe" weiter zu beschneiden. Dies würde von einer "Geringschätzung des Rechts auf Patientenselbstbestimmung" und "von mangelnder Fürsorge" zeugen. Keinem Arzt dürfe selbstverständlich vorgeschrieben werden, einem Sterbewilligen Mittel für einen Suizid zu verabreichen, sagte Birnbacher. "Das sollte seine persönliche Entscheidung bleiben."

Die Giordano-Bruno-Stiftung macht aktuell mit einer Kampagne auf das Thema Sterbehilfe aufmerksam. Auf den Plakaten werben unter anderen der Liedermacher Konstantin Wecker und der Komiker Bernhard Hoëcker für das Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende.