Rund 40 Frauen unter deutschen Dschihad-Kämpfern in Syrien

Rund 40 Frauen unter deutschen Dschihad-Kämpfern in Syrien
Unter den Islamisten aus Deutschland, die in Syrien kämpfen, befinden sich auch mindestens 40 Frauen. Das geht aus einer bisher unveröffentlichten Analyse des Bundesamtes für Verfassungsschutz hervor, über die die "Berliner Morgenpost" (Donnerstagsausgabe) berichtete.

Bei den 378 überprüften Personen, die seit Mitte 2012 nach Syrien reisten, handelt es sich überwiegend um junge und gering qualifizierte Menschen. 89 Prozent von ihnen sind Männer.

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Die Studie zeigt dem Bericht zufolge, dass die Radikalisierung der Personen fast ausnahmslos in der Salafistenszene begann, etwa in Moscheen, die den Behörden als salafistisch bekannt sind, sowie bei sogenannten Islamseminaren oder Benefizveranstaltungen. Die salafistischen Koran-Verteilungsaktionen, die bundesweit unter dem Motto "Lies!" laufen, spielten laut Verfassungsschutz bei etwa jeder fünften Radikalisierung eine wichtige Rolle. Eine Sprecherin des Amtes bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass die Initiative zur Radikalisierung von Muslimen beitragen könne.

Die "Lies"-Aktion begann 2011. Dabei wollten Salafisten Millionen von Koranausgaben in deutschen Städten verteilen. Kritiker sehen in der Aktion einen Vorwand, um Mitglieder zu rekrutieren. Die Zahl der Salafisten in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Ende 2013 lag sie nach Behördenangaben bei 5.500.

Jeder dritte der nach Syrien Ausgereisten war zwischen 21 und 25 Jahren alt, wie die "Berliner Morgenpost" unter Berufung auf die Analyse berichtete. Das Alter der Personen lag zwischen 15 und 64 Jahren. 240 von ihnen sind gebürtige Muslime, bei 54 Personen ist bekannt, dass sie meist deutschstämmige Konvertiten sind. 60 Prozent der Personen sind laut Studie in Deutschland geboren. Weitere Geburtsländer sind Syrien (acht Prozent), die Türkei (sechs Prozent), sowie Russland und der Libanon. Deutsche Staatsbürger waren 233 der Ausgereisten, 92 von ihnen besaßen mindestens eine weitere Staatsangehörigkeit, etwa die marokkanische, türkische oder syrische. Die meisten der ausgereisten Ausländer waren türkische Staatsangehörige.

Oft eine gescheiterte Bildungskarriere

Laut der Analyse kehrte rund ein Drittel der aus Deutschland Ausgereisten zeitweise in die Bundesrepublik zurück. Definitive Erkenntnisse, dass sie an Kampfhandlungen in Syrien beteiligt waren, lägen jedoch nur bei etwa 25 Personen vor. 40 deutsche Islamisten sind den Informationen zufolge in Syrien gestorben. Der syrische Bürgerkrieg begann im Jahr 2011. Die Zahl der Toten wird auf fast 200.000 geschätzt. Die radikalsunnitische Terrorgruppe "Islamischer Staat" hält Teile des Landes besetzt und eroberte seit Jahresbeginn auch Gebiete im benachbarten Nordirak. Dort sind mehr als eine Millionen Menschen, hauptsächlich Christen und Jesiden, vor den Terroristen geflohen.

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Für die Radikalisierung der deutschen Muslime ist nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer oft eine gescheiterte Bildungskarriere mitverantwortlich. Nur zwölf Prozent der Personen gingen vor der Ausreise nach Syrien einer Beschäftigung nach, die meisten von ihnen im Niedriglohnsektor. 26 Prozent hatten der Studie zufolge einen Schulabschluss, ein Viertel besuchte unmittelbar vor der Ausreise eine Schule. Sechs Prozent hätten eine Ausbildung absolviert, zwei Prozent ein Studium. 117 der 378 Personen und damit ein knappes Drittel hatten bereits Straftaten verübt, bevor sie sich radikalisierten. Darunter waren Gewaltdelikte, aber auch Diebstähle und Drogenvergehen.

Die Studie mit dem Arbeitstitel "Radikalisierungsverläufe" wurde von der Innenministerkonferenz in Auftrag gegeben. Sie sollte ursprünglich im Dezember beim Ministertreffen in Köln publiziert werden. Ob der Veröffentlichungstermin nun vorgezogen wird, ist unklar.