Karfreitag: Besinnung oder Tanz-Flashmob?

Karfreitag: Besinnung oder Tanz-Flashmob?
Während die Christen am Karfreitag des Leidens und Sterbens Jesu gedenken wollen, rufen Gegner der staatlich verordneten Feiertagsruhe zu bundesweiten Tanz-Flasmobs auf. Bischöfe werben dagegen dafür, den Tag für Einkehr und Besinnung zu nutzen.

Die evangelische Kirche verteidigt den Karfreitag als stillen Feiertag und spricht sich gegen öffentliche Veranstaltungen an diesem Tag aus. Zum umstrittenen Tanzverbot am Karfreitag sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, in der Sendung "hr1-Talk" des Hessischen Rundfunks (Karfreitagsausgabe): "Das Heil und das Verständnis dieses Tages hängt nicht davon ab", aber: "Das sind Zeichen, die dem Ganzen gut tun. Ich bin dafür, dass dieser Tag als Tag der Ruhe und der inneren Einkehr geschützt bleibt."

Die Piratenpartei in Frankfurt und Gießen rief zu "Tanzflashmobs" an dem Feiertage auf. Unterdessen haben das Regierungspräsidium Gießen und die Stadt Frankfurt am Main die Tanz-Demonstrationen untersagt. Unter anderem auch für Köln und Hannover kursieren Aufrufe zur Demonstration im Internet. Die Protestaktionen richten sich gegen das Feiertagsgesetz, was unter anderem den Diskothekenbetrieb über die Osterfeiertage einschränkt. Auch bei den Schaustellern regte sich Kritik an der gesetzlich geregelten Ruhe.

Ralf Meister: "ausgedehnte Schweigeminute einer ganzen Gesellschaft"

Marina Weisband von der Piraten-Partei sagte der "Frankfurter Rundschau" (Mittwochsausgabe): "Wir mobilisieren nicht gegen eine Religion, sondern dagegen, dass der Glaube Einzelner das Leben aller beeinflusst." Jeder Christ könne beten und beschaulich sein. Weisband: "Aber wir möchten nicht, dass deshalb außerhalb ihrer Sichtweite Tanzverbot herrscht, und rufen alle, die unsere Sicht teilen, übers Internet zum Mitmachen auf. Das ist doch Widerstreit der Ideen und ganz normale Demokratie."

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Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister plädiert dagegen dafür, am gesetzlichen Karfreitagsschutz festzuhalten. Die Stille am Karfreitag sei "die ausgedehnte Schweigeminute einer ganzen Gesellschaft", sagte Meister dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie gelte allen Menschen, die Leid ertragen müssten, wie auch den Opfern von Gewalt und Terror: "Die Kraft einer solchen gemeinsamen Stille stärkt eine Gesellschaft."

Auch der leitende Bremer Theologe Renke Brahms verteidigte den Karfreitag als stillen Feiertag. Dabei gehe es heute vor allem um die Fragen, welche gemeinsamen Auszeiten sich eine Gesellschaft gönne, sagte Brahms dem Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen am Mittwoch. Kirchlich gesehen erinnere der Karfreitag an den Kreuzestod Jesu und rücke das Thema Tod überhaupt in den Mittelpunkt.

Renke Brahms: "Ich würde da jetzt keinen Kampf draus machen"

Tanzen sei auch an diesem Tag privat niemandem untersagt, betonte Brahms, der auch EKD-Friedensbeauftragter ist. Das Verbot beziehe sich auf öffentliche Veranstaltungen. Dies sei eine Meinungsäußerung, mit der man sich auseinandersetzen müsse, sagte der theologische Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche. "Ich würde da jetzt keinen Kampf draus machen, so nach dem Motto, die Polizei muss das verbieten." Dennoch werbe er dafür, an der Karfreitagsruhe festzuhalten.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung bezeichnete den Karfreitag als Gedenktag für die Opfer der Welt. Tod, Leid und Ungerechtigkeit als Themen des Karfreitag-Gedenkens sind nach den Worten von Jung universale menschliche Themen. Deshalb sei es auch in einem säkularen Staat angemessen, diesen Feiertag gesetzlich zu schützen. "Die Feiertagskultur unseres Landes verlangt Respekt auch von denen, die mit den Inhalten nichts anfangen können", sagte Jung. Der Kirchenpräsident zeigte sich bestürzt über angekündigte Demonstrationen gegen den stillen Charakter des Tages.
 

epd